Childs of North - Modern Ragnarök

vorbei.“

Ich presste meine Lippen zusammen. Ich wusste nicht warum aber ich verspürte gerade... angst. Ja, ich verspürte angst. Normalerweise brauchte es einiges um mir Angst einzujagen, aber diese Situation gerade war so erdrückend dass es mir bis ins Mark zog. Kjell sah mich mit einem ruhigen und geduldigem Blick an, ich nickte leicht. Er deutete mit dem Kopf Richtung Wald und ging langsam den kleinen Abhang hinunter, als er unten war drehte er sich zu mir und hielt mir die Hand hin um mir hinunter zu helfen. Während es bei ihm elegant und gekonnt aussah, sah es bei mir wahrscheinlich aus wie bei einem Walross.

Er ließ meine Hand los und schmunzelte etwas. Ungewollt begann ich zu schmollen. „Was?“ Er schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Ich hab nichts gesagt.“ Ich zog meine Unterlippe stärker nach vorne. „Du machst dich innerlich über mich lustig!“ „Und wie. Innerlich sterbe ich vor lachen.“ Ich boxte ihn wieder in den Arm, er lachte kurz auf. „Vorsichtig, nicht dass du dir weh tust.“ Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Ich musste zugeben das hatte ich längst. Der Stoff seiner Jacke war verdammt hart gewesen und nun zog es durch meine Hand. Aber diesen Triumph würde ich ihn nicht lassen.

„Niemals. Los, lauf vor Watson.“ Er lachte erneut. Wieder dieses ruhige besänftigende lachen, dann ging er langsam voraus. Ich folgte ihm dicht, versuchte mit meinen Füßen in seine Fußstapfen zu steigen. Einige Zeit liefen wir ruhig so weiter. An einigen stellen hielt ich mich kurz an ihm fest. Hier durch zu stapfen war immer noch etwas anderes als den normalen Weg zu gehen. Ich kannte den Wald zwar soweit, aber es war tierisch dunkel und allein der Halbmond beleuchtete den Wald. „Wie schaffst du es hier überhaupt etwas zu sehen? Ich kenne den Wald und trotzdem hab ich bei jedem Schritt Angst dass wir gleich ins Wasser brechen.“

Er lachte kurz auf. „Wir werden nicht einbrechen. Das Wasser ist noch weit genug weg, und wenn es soweit ist suchen wir einen Weg hinüber. Mach dir keinen Kopf. Vertrau mir.“ Er seufzte plötzlich. „Genau, vertrau der dunklen Gestalt aus dem Wald.“ Ich musste etwas schmunzeln. „Ich vertrau dir.“ Er sah über seine Schulter kurz zu mir. Für einen Moment glaubte ich Verwunderung zu erkennen. Dann drehte er sich wieder nach vorne. „Ich.. Ich weiß das klingt komisch aber ich hab das Gefühl wir kennen uns ewig. Deine ruhige Art ist angenehm.“ Ich vernahm wieder ein kurzes schnauben. „Du lächelst?“ Er lachte kurz. „Woher weißt du das?“ Ich grinste stolz. „Manchmal schnaubst du davor.“ Er lachte erneut. „Ja das kommt weil ich Stier vom Sternzeichen bin.“ Für einen winzigen Moment herrscht stille. „Bitte glaub mir das jetzt nicht.“ Ich musste lachen. „Tu ich nicht, keine Sorge.“

„Aber, ist es nicht ein wenig leichtsinnig? Was wenn ich nur so tu? Ich könnte dich mit Absicht hier in den Wald locken um dir etwas anzutun. Tut mir leid wenn ich das sag kleines, aber das ist nicht sehr Klug.“ Ich nickte leicht. „Ja ich weiß. Aber deine Augen...“ Ich hatte das Gefühl er würde sich kurz verkrampfen. „Was ist mit denen?“ „Man kann alles vortäuschen, aber niemals die Gefühle die man wirklich fühlt. Niemand kann den Ausdruck seiner Augen vortäuschen. Und dein Blick zeigt nichts böses. Ich mag deine Augen übrigens sehr gerne. Ihre Farbe ist so besonders.“ Als ich merkte was ich sagte presste ich meine Lippen zusammen. Bei dem plötzlichen Lachen spürte ich wie meine Wangen sich erwärmten.

„Danke für das Kompliment. Aber dennoch achte in Zukunft besser auf dich. Auch du kannst einen Blick mal falsch deuten. Du musst vor mir auch keine Angst haben. Wie blöd wäre ich? Zwei der Polizisten haben uns gesehen. Sie wüssten gleich dass ich es wäre der dir dann etwas angetan hat.“ Ich nickte. Bei dem Gedanken zurück an das Geschehen eben wurde mir wieder mulmig. Kjell blieb stehen und drehte sich zu mir, erst im letzten Moment blieb ich nah vor ihm stehen und sah zu ihm hoch. „Denk nicht an das eben. Wahrscheinlich ist die Situation nur halb so schlimm gewesen. Vielleicht sind einige Autoteile umher verstreut, dann sperren sie auch soviel ab.“ Ich nickte und sah ihn ruhig an.

Plötzlich machte er einen großen Schritt und blieb Breitbeinig stehen, ich sah verwirrt auf seine Füße. Für mich wäre dass ein riesiger Schritt gewesen. Für ihn hingegen war es nur etwas mehr als ein normaler Schritt. „Guck genau hin.“ Ich verstand erst nicht. Sollte ich jetzt genauer hinsehen warum er so seltsam da stand? Dann sah ich auf den Boden zwischen seinen Füßen. Der Schnee war ganz Glatt und nicht so uneben wie der Rest um uns herum. Die Glätte zog sich wie ein Weg in die Länge. Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Der Fluss?“ Er nickte grinsend. „Komm her. Ich hebe dich rüber.“ Ich musterte ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue. „Ich kann auch da rüber springen.“ Er begann breit zu grinsen. „Damit dass so Elegant endet wie das absteigen des Abhangs eben?“ Ich starrte ihn mit offenen Mund an, er hingegen lachte nur. „Nun komm.“ Ich sah ihn gespielt finster an, musste dann aber doch grinsend und ging weiter zu ihm.

Er legte seine Hände fest an meine Hüfte und hob mich mit einem gekonnten Ruck auf die andere Seite. Er folgte mir nachdem er mich los ließ und richtete kurz meinen Mantel. Dann blieb er dennoch kurz stehen und sah in den Wald. Ich folgte seinem Blick, sah dann jedoch wieder zu ihm als ich nichts erkannte. „Was ist los?“ „Ach weißt du,“ fing er an uns sah zu mir. „Du sagtest ja dass der Bus da nicht durchkommen würde.“ Ich nickte. „Das heißt wir werden heute wohl zu Fuß zur Schule.“ Ich hielt inne. Er hatte Recht. „Na ja, vielleicht... Nein vergiss es. In diesem Ort kann man froh sein wenn der Bus überhaupt fährt. Die Hoffnung auf einen Ersatzbus können wir ganz schnell vergessen.“

Er seufzte. „Das heißt?“ „Wir werden wohl ne halbe Stunde zu spät kommen.“ Ein brummendes 'hm' entwich ihm. „Warte kurz.“ Er holte sein Handy heraus, tippte auf diesem kurz herum ehe er sich dieses ans Ohr hielt. Er sah ruhig auf den umgekippten Baumstamm neben uns, ich beobachtete sein Gesicht so weit es mir die Dunkelheit ermöglichte.

„Guten Morgen.~ Sag, mein alles geliebter Lieblingsbruder, wo bist du gerade?... Oh das trifft sich gut, du hast mit Sicherheit das Bedürfnis meinen Gefallen von letzter Woche zu erwidern? Weißt du hier war ein Unfall oder so was in der Art, der Bus fährt also nicht. Ich schick dir meinen Standort und du holst eine Freundin und mich von dort aus ab... Klar, schließlich bin ich Charmant.“ Als ich plötzlich lautes Gelächter aus dem Telefon hörte musste ich selbst lachen, als Kjell sofort zu mir sah drehte ich mich grinsend weg, kurz darauf verspürte ich ein zwicken in meiner Seite was mich lachend zusammen zucken ließ. „Ja das ist sehr Nett, beeil dich.~“ Er nahm das Handy vom Ohr als ich mich gerade wieder zu ihm drehte. Ich grinste ihn unschuldig an. Er hob schmunzelnd eine Augenbraue ehe er sich wieder dem Handy widmete und mit mir langsam weiter ging. „Du bist also Charmant, ja?“ Ich sah mit einem schmunzeln zu ihm hinüber weshalb ich das kurze breite grinsen doch noch erhaschen konnte bevor es in einem kleinen Schmunzeln versteckte.

„Natürlich bin ich das. Also bitte. Denkst du etwa ich wäre so ein ungehobelter Schuft?“ Er streckte empört die Nase in die Luft, ich hingegen musste lachen. „Nein natürlich nicht, verzeihen Sie, Sir.“ Er hob seinen Arm, knickte seine Hand nach unten. „Es sei dir verziehen. Ich bin dennoch einfach stark empört. Und vor allem zutiefst verletzt!“ Ich presste meine Lippen zusammen um nicht lachen zu müssen. So albern es aussah, so... so niedlich war es zugleich. Für diesen Moment konnte ich den Unfall komplett vergessen.

Als wir wieder an die Straße kamen stand auf der anderen Straßenseite, an der Bushaltestelle, ein großer Schwarzer Wagen. Das Fenster des Fahrers ging hinunter und lauter Musik drang an unsere Ohren. Kjell seufzte. Der Mann am Steuer sah ihm ziemlich ähnlich. Eigentlich unterschieden die beiden nur einige Gesichtszüge und die Tatsache das der Mann am Steuer wohl etwas blasser als er war. Wir gingen langsam hin und er nickte uns kurz zu. Ich nickte ebenfalls bevor Kjell mir die hintere Autotür aufhielt. Ich stieg ein und sah zu dem Rückspiegel durch welche ich die Augen des jungen Mannes, hinter welchem ich nun saß, sehen konnte. Sie waren Dunkel und allein der Rand schien in einem goldigen Gelb zu sein. Sie fixierten mich und ich fühlte mich als würde er mich allein mit seinen Augen völlig entblößen. Meinen Körper, meine Gedanken... Alles...

„Also. Kleines, das ist mein Bruder Connor. Connor das ist... äh...“ „Du weißt nicht mal ihren Namen. 'Ohhh ich hab schon neue Freunde weil ich so Charmant bin.~'“ Seine Stimme war hart und Männlich. Anders als die von Kjell hatte sie nichts sanftes an sich. „Aenna. Es freut mich Sie kennenzulernen Connor.“ An seinen Augen erkannte man dass er schmunzelte oder grinste. „'Du'..nicht 'Sie'. Aber die Freude liegt ganz meinerseits Aenna.“ Ich lächelte ihn durch den Rückspiegel an. Er hingegen beäugte mich wieder mit diesem durchdringenden Blick.

Obwohl ich für gewöhnlich nicht das Problem hatte jemanden in die Augen zu sehen, fiel es mir bei ihm schwer. Seine Augen schienen immer wieder zu funkeln. Letztendlich beschloss ich mich dazu, doch lieber aus dem Fenster zu sehen. Das Licht des Wageninnenraums ging aus und er startete den Motor. Ich beobachtete die Wälder an denen wir vorbei fuhren und begann mich langsam zu entspannen. Erst jetzt spürte ich wie angespannt ich die ganze Zeit gewesen seid ich in das Auto gestiegen bin.

Ich sah ruhig zu Kjell welcher
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