Der Schwarze Stern
machte ein paar Schritte zu dem Jungen, der immer noch auf dem Boden lag und weinte. Die Nase blutete. Seine Familie schaute panisch wie Meriliel sich zu ihm herunterkniete.
„Wo habt ihr das Schwert gefunden.“
„Wald! Vater und der Älteste haben Euch schon gesagt.“, sagte der junge. Nun holte Meriliel zum Schlag aus und schlug mit ihrer Faust dem Jungen ins Gesicht, der daraufhin noch mehr weinte. Meriliel grinste.
„Der Dorfälteste sagte mir, was du ihm gerade gesagt hast.“, sagte Meriliel in deren Sprache. Mit einer Mischung aus Schreck und Erstaunen starrten die Mitglieder der Familie, sowie der Dorfälteste Meriliel an.
„Ihr sprecht unsere Sprache?“, fragte die Frau erschrocken in der Sprache der Bergmenschen. Doch Meriliel ignorierte sie. Stattdessen schaute sie wieder das Familienoberhaupt an.
„Ihr habt mich belogen. Jetzt will ich die Wahrheit wissen. Woher habt Ihr dieses Schwert? Ihr habt es sicher nicht gefunden. Habt Ihr einen Ritter von Rhudaur getötet?“, fragte sie nun in Blarm.
Der Mann schaute seinen Sohn an und begann zu erzählen.
„Gestern kam Bhaltair hier vorbei. Er warb für seine Sache und ich wollte auch mitgehen. Er schenkte mir dieses Schwert und sagte er würde mich an seinem Lager erwarten, nahe des Nachbardorfes…“
„Nein! Vater! Bitte!“, rief der Junge. Er richtete sich augenblicklich auf und sein Kopf wirbelte hin und her zwischen Meriliel und seinem Vater.
„Herrin, tut meinem Vater nichts an. Ich war es. Ich möchte Bhaltair dem Befreier folgen!“
Meriliel richtete sich auf. Sie ging ein paar Schritte herum und dachte nach was sie tun sollte. Denn genaugenommen hatte noch kein Verbrechen stattgefunden. Sie hatten ein Schwert erhalten von Bhaltair, ob dies nun der Vater war oder der Sohn. Aber noch hatte keiner von ihnen die Krone verraten. Andererseits bestand kein Zweifel, dass einer von ihnen es tun würde, sobald sie mit ihren Männern weg wäre. Und was wenn sie den Falschen tötete? Was wenn der Sohn der Verräter wäre, sie aber den Vater töten würde? Oder umgekehrt? Mindestens ein Familienmitglied würde sich dann Bhaltair anschließen aus Wut über die Hinrichtung. Doch wenn sie niemanden hinrichten würde, könnte dies als Schwäche ausgelegt werden. Wenn sie aber beide töten würde?
Meriliel seufzte. Dann wirbelte sie einmal entschlossen herum, vollzog mit dem gefundenen Schwert einen Hieb und daraufhin rollte ein Kopf davon. Die Familie und die übrigen Dorfbewohner schrien erschrocken auf, während der Kopf des Dorfältesten Keallach zu Boden fiel. Dann ging Meriliel zu den Dorfbewohnern.
„Wer ist der Älteste hier?“, fragte sie entschlossen in Blarm. Niemand meldete sich, doch die meisten Leute blickten einen älteren Mann in der zweiten Reihe an.
„Du bist es nicht wahr?“, fragte Meriliel ihn.
Der Mann schluckte und nickte.
„Ja Herrin.“
„Wie heißt du?“
„Anlon Herrin.“
Meriliel grinste amüsiert.
„Ich gratuliere Anlon. Wenn die Dorfgemeinschaft dich als solchen anerkennt, bist du fortan offenbar der Dorfälteste.“
Der Mann regte sich kaum sondern starrte angestrengt zu Boden. Meriliel nahm ein paar Schritte Abstand, so dass sie alle überblicken konnte.
„Damit ihr es wisst. Dorfältester Keallach hatte als solcher die Aufgabe die Krone in Kenntnis zu setzen, wenn Rebellen im Dorf sind. Dies hatte er unterlassen und drum seine Strafe erhalten.“
Meriliel ging nun zur Familie und starrte den Jungen und den Vater an.
„Ihr habt ein Schwert von Bhaltair erhalten. Dies ist kein Verbrechen, denn noch ist keiner von euch zu Bhaltair übergelaufen. Doch seid gewarnt. Ich werde Männer schicken, die prüfen ob noch alle da sind. Wenn einer von Euch nicht da ist, werden wir die restliche Familie vernichten. Sollte die Familie nicht mehr hier sein, löschen wir das ganze Dorf aus. Seid Euch dessen bewusst. Nun will ich wissen, in welche Richtung Bhaltair geritten ist.“
Angsterfüllt zeigte das Mädchen in die südöstliche Richtung. Meriliel nickte anerkennend und erhob sich wieder.
„Habt Ihr bereits alle Hütten durchsucht?“, fragte sie einen der Ritter.
„Jawohl Herrin.“
„Sagt allen, sie sollen mitkommen. Wir reiten zum Dorf welches dort im Südosten sein soll.“, erklärte Meriliel.
„Jawohl!“