Als Tenshinhan wieder klar sehen kann, sitzt er vor einem gedecktem Tisch mit wahrscheinlich fünfzig verschiedenen Gerichten. Er ist sich nicht sicher & schaut sich um. Er scheint in einer Art Zelt oder so was zu sein. Der Mann, der ihn aufgefangen hat, & ein kleiner Junge mit einem weißen Gesicht, das keine Gefühlsregung zeigt, stehen am anderen Ende des Tisches. Der ausgehungerte Tenshinhan starrt die beiden unentwegt an. „Iß nur, mein Junge,“ lächelt der Mann sanftmütig, „Das alles gehört dir!“ Tenshinhan traut dem Braten nicht ganz, aber dieser Mann hat ihm das Leben gerettet... Er kann ihm gar nichts böses antun. „Wenn ich hier fertig bin, gehe ich wieder,“ denkt er sich ganz einfach & beginnt nun das Mahl seines Lebens hinunterzuschlingen.


„Er hat lange nichts gegessen,“ erkennt der Mann. „Ich frage mich nur was er im Wald gesucht hat?“, fragt sich der weißhäutige Junge. Um langsam das Vertrauen des Burschen zu erlangen versucht der Kerl ein Gespräch mit ihm anzufangen: „Wie heißt du, mein Junge?“ Tenshinhan allerdings frisst weiter. „Er ist wohl nicht soweit,“ denkt sich der Mann. „Tenshinhan!“, hört man aus Tenshinhans vollgestopftem Mund. „Ah! Tenshinhan! Ein faszinierende Name,“ grinst er, „Ich bin der berühmte Leiter der Kranichschule! Auch Herr der Kraniche genannt!“ „Schule?“, fragt unser 3-Auge, „Was für eine Schule?“ „Eine Kampfsportschule,“ antwortet der Herr der Kraniche. Irgendwoher hat Tenshinhan den Namen Herr der Kraniche im Zusammenhang mit dem Herrn der Schildkröten gehört. Aber ihm fällt es nicht ein.


Plötzlich hört Tenshinhan auf zu essen & erhebt sich. Seine Muskeln sind wieder zum Vorschein gekommen. „Aus dem schmächtigen Jungen ist ein Muskelmann geworden,“ stottert der Leiter erstaunt, „Bist du ein Kampfsportler?“ Tenshinhan nickt: „Ja, bin ich & ich fühle mich so fit wie nie zuvor!“


„Bei solchen Portionen wie er gefressen hat, müsste er wieder alles raufkotzen,“ denkt sich der Herr der Kraniche, „Aber er scheint recht zäh zu sein! Wer hätte gedacht, dass aus dem Frosch doch noch ein Prinz wird. Guter Fang, mein Lieber!“ „In welcher Beziehung stehen Sie zum Herrn der Schildkröten?“, fragt Tenshinhan den Kranichlehrmeister. „Was!? Herr der Schildkröten?“, fragt er mit seiner krächzenden Stimme, „Muten-Roshi? Der alte Sack? Den hasse ich bis aufs Blut!“ „Schön,“ grinst das 3-Auge. „Wieso fragst du?“, will der Herr der Kraniche wissen. „Nur so,“ antwortet Tenshinhan, „Kann ich bei Ihnen anheuern?“ „Wie? Du willst mein Schüler werden?“, fragt er erstaunt, „Aber das kostet etwas!“ „Ich habe 10 Groschen in meinem Beutel,“ kontert Tenshinhan. Es sind genau die Groschen, die er von seinem Vater bekommen hatte. „Ja, äh! 10 Groschen im Beutel?“, fragt der Herr der Kraniche verunsichert. Auf den Stirnen von ihm & dem weißen Jungen bilden sich Schweißperlen. „Ist Ihnen heiß?“, wundert sich das 15-jährige Bursche. „Nein, nein!“, winkt der Lehrmeister ab, „Du darfst gratis eintreten!“ Tenshinhan hält inne. Er weiß nicht so recht was er davon halten soll. „Aber er hat mir mein Leben gerettet,“ denkt er sich, „Und dafür bin ich ihm doch sehr dankbar!“ „Wenn er erfährt, dass wir sein gesamtes Geld gestohlen haben, als er ohnmächtig war, dann ist erstens der wahrscheinlich talentierteste Schüler meiner Trainerlaufbahn weg & zweitens mein Kopf auch,“ denkt sich der Herr der Kraniche verzweifelt, „Bitte nimm es an, Tenshinhan!“ Tentaowans Sohn holt tief Luft. Jetzt müsse seine Entscheidung fallen.


Noch nie zuvor hat der Herr der Kraniche um einen Schüler gebangt, aber bei Tenshinhan zahlt es sich aus, denn er spürte, dass seine Aura gewaltiger war als bei allen anderen Lehrlingen, die er jemals hatte.