Fanfic: Roter Jasmin Teil 4

Piccolos Minowara-Klinge, das Murasama-Schwert. Es war wesentlich kunstvoller geschmiedet und besaß mehr Macht. Trotz allem sah es genauso aus, nur die Zierquasten am Schwertheft waren marineblau.


"Konbanwa Tomodatchi-Sans!" Die beiden waren hinter Kaio aufgetaucht und er hatte sie auch genau dort erwartet. Mit einem Lächeln drehte er sich zu ihnen um.


"Schön euch zu sehen, ihr Beiden! Cha?!"


"Hai, dozo! Wir sind hier weil…"


"Ich weiß. Setzt euch." Kaio wies auf zwei ordentliche Sitzkissen, die vor ihm auf den weißen Steinplatten lagen. Ohne Widerrede nahmen sie Platz und schlürften ihren Cha.






"Nun... wie ich sehe hast du daran gedacht, Piccolo"


"Ja, das habe ich" Son-Goku blickte fragend in die Runde, irgendetwas hatte er mal wieder nicht mitbekommen.


"Woran gedacht!?"


Kaio wies auf Piccolos Katana. Erst jetzt fiel Goku auf, das sein namekianischer Gefährte eines bei sich trug, und nun bemerkte er auch jenes, welches neben Sensai Kaio auf der Mauer funkelte.


"Wofür sollen denn die sein?" Er verstand überhaupt nichts mehr. "Wieso kämpfen wir nicht mit bloßer Hand, wie es sich gehört?"


"Du kannst ja versuchen ihnen den Kopf so vom Leib zu reißen" Piccolos Stimme war von purer Ironie erfüllt. Er mochte Son-Goku, jedoch gab es eine Sache an ihm, die er abgrundtief hasste : Seine Naivität. Und das Schlimmste war noch, dass er es anscheinend auch noch seinen Söhnen vererbt hatte.


"Den Kopf abreißen?! Bäh, das ist ja ekelhaft ... du machst Scherze!"


"Nein, das macht er nicht. Diese Drachenwesen sterben nur, wenn man ihnen mit einem Schwert den Kopf abschlägt. Ich finde es auch nicht gerade appetitlich, aber dafür macht ihr das ja und nicht ich." Mit einem schadenfrohen Grinsen stand Kaio nun auf der Mauer und kicherte.


"Aha... und wenn ich das so korrekt verstanden hab, dann ist dieses Schwert da für mich, richtig?"


"Ja genau. Hier, nimm es. Schau es dir ruhig an. Du wirst ihm dein Leben anvertrauen müssen."


Goku nahm das Katana an sich und zog es halb aus der schwarzen Scheite heraus. Sein Gesicht spiegelte sich in der makellosen Klinge wider.


"Wieso mein Leben anvertrauen? Ich versteh überhaupt nichts mehr!"


"Pass auf, ich erklähr’s dir: Diese Drachenwesen sind in der Dunkelheit aktiv. Ihr werdet wohl in der Nacht angreifen müssen. Ihre Festungen haben alle keine Fenster oder Ähnliches. Darin ist es stockdunkel. Sie sehen aber trotzdem so gut wie wir am Tage."


"Wir können sie zwar nicht sehen, aber wir können sie doch fühlen?!"


"Eben nicht! Sie halten ihre Aura stets gelöscht. Dieses Katana hier aber reagiert auf die Anwesenheit von Buke no Yonaka!"


Son-Goku betrachtete ehrfürchtig diese kostbare Klinge in seinen Händen. Noch nie in seinem Leben hatte er mit Waffen gekämpft. Er blieb immer der Meinung treu, dass eine Waffe einen schlechten Kämpfer nicht besser macht, doch nun würde er wohl müssen.


"Woran erkenne ich nun das welche in der Nähe sind? Und wenn welche da sind, wie soll ich dann mit ihnen kämpfen, wenn ich sie weder sehen noch spüren kann?!"


"Die Klinge beginnt zu vibrieren wenn sie einen Drachenkrieger spürt. Und das mit dem Sehen ist eine einfache Sache..."


Sensai Kaio begann wieder zu kichern, als ob er diese ganze Geschichte mit der Entführung und den Drachenkriegern unheimlich lustig finden würde. Sein Kichern wurde zu einem Lachen, und schließlich rollte der gute laut prustend auf dem Boden, verfolgt von den verständnislosen und fragenden Blicken der beiden ungleichen Krieger.


Bevor Piccolo vor Zorn Amok laufen konnte, fragte Son-Goku – zwar genervt, aber dennoch freundlich - nach dem Grund dieses eigenartigen Gefühlsausbruches.


"Sensai Kaio-sama... was ist denn hier bitte so lustig? Wie werde ich diese Viecher denn nun sehen können?"


Der kleine, pummelige Kaio stand auf und wischte sich mit einem Tuch die Tränen weg, die er vor lauter Lachen vergossen hatte.


"Achso, ja... hihi... also, das ist einfach... hihi..." Er griff in seine Tasche und zog etwas heraus, was er darauf sofort hinter seinem Rücken versteckte.


"Hihi... links oder rechts?!"


Piccolo hatte alle Mühe sich zu beherrschen und nicht auf den Kaio los zu stürzen und ihm das Ding aus der Hand zu reißen. Trotz allem klang seine Stimme nun gefährlich ruhig.


"Wir haben jetzt verdammt noch mal keine Zeit für diese dummen Spielchen. Jetzt gebt endlich dieses Ding her!"


Kaios Humor war von einer auf die andere Sekunde verschwunden. In seiner Ehre als Komiker verletzt spielte er nun den Beleidigten.


"Gut, ihr habt eben keine Ahnung von gutem Humor. Bitteschön, hier hast du’s! Zufrieden?!" Er warf Piccolo das zu, was er hinter seinem Rücken versteckt hatte. Die Reaktion der beiden kam vollkommen synchron:


"EINE TASCHENLAMPE!?!?!"




"A..ab..aber Sensai Kaio! Ich hatte jetzt mit irgendetwas besonderem gerechnet, aber eine Taschenlampe?"


"Ja, eine handelsübliche Taschenlampe. Findest du in jedem gut sortierten Elektronikfachgeschäft. Diese Biester hassen das Licht, und was passt da wohl besser als eine 500 Watt Taschenlampe?!"




~*~




Das Schwert lag summend in seinen Händen. Ein heller klang ging von ihm aus, ähnlich dem, wenn man über den Rand eines Kristallglases entlang fährt.


Die Sonne war schon verschwunden. Der Westen glühte in ihrem versiegenden Feuer, und im Osten kroch die Dunkelheit heran. Ein Paar Wolken wurden angestrahlt und sahen aus wie feurige Drachen, die mit seraphischer Erhabenheit am Himmel entlang glitten.


Schweigen erfüllte die Runde. Nur das Abendlied der Vögel und das Rauschen der Bäume war zu hören. Süßer, schwerer Duft von Blumen lag in der warmen Abendluft, gemischt mit dem Geruch von edlen Hölzern, die in bronzenen Kohlebecken glühten und die lästigen Nachttiere vertrieben.




Goku blickte in das fließende, chromfarbene Metall seiner Murasama-Klinge. Onyxfarbene Augen blickten ihm entgegen, doch es schienen nicht seine zu sein. Sein Geist schien sich zu leeren, Ruhe kehrte in ihn, Platz zum Denken, Ordnung seiner Gedanken, Harmonie – Das Wa.




Entschlossen schob er das Schwert zurück in die Scheite. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.


"Sensai Kaio-sama..." Seine Stimme drückte Ausgeglichenheit aus.


"Wie gelangen wir zu ihnen? Wenn ich sie nicht orten kann, klappt auch die momentane Teleportation nicht..."


"Aber du wirst deinen Sohn orten können! Teleportiert euch mindestens fünf km von ihm entfernt, dann seit ihr auf der sicheren Seite."


"Ist es sehr weit von hier? Was, wenn die Distanz zu hoch ist?"


"Dann teleportiert euch auf den nächstbesten Planeten! Los, versuchs!"




Goku setzte zur Teleportation an. Er schloss die Augen, durchsuchte die unendliche Dunkelheit des Universums nach einem Licht an das er sich festhalten konnte. Systematisch glitt sein Geist in konzentrischen Kreisen durch das Nichts, und endlich, bevor er die Hoffnung aufgab, schien es wie ein Signalfeuer.


"Ich hab ihn!!! Er ist schwach, aber er scheint nicht lebensgefährlich verletzt zu sein..." Er sprach leise, vorsichtig und mit Bedacht, aus Angst das Feuer aus den Augen verlieren zu können. Piccolo legte die Hand auf seine Schulter.




Dunkelheit.




~*~










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