Fanfic: Auch Kämpfer brauchen Liebe
Schlafzimmer. Aber das hatte ja Akane in beschlag. Irgendwo in der Küche hab ich dann dieses kleine Teelicht gefunden und siehe da, sogar eine Streichholzschachtel.
Tja! Jetzt liege ich hier mit meinem kleinen Teelicht und mir kommen immer mehr Tränen wenn ich über mein zukünftiges Leben nachdenke. Ja, ich hab geweint. Zum ersten Mal als Mann, hab ich meinen ganzen Kummer hier auf diesen aufgestapelten Matten herausgeheult. Ich werde mein Leben mit einem Mädchen verbringen müssen, dass mich abgrundtief hasst. Ich muss mit ihr mein Leben verbringen, nur weil zwei Dahergelaufen sich mal ein Versprechen gegeben haben, ihre Kampfschulen zu vereinen. Ich wollte immer ein Mädchen heiraten, dass mich wirklich liebt. Aber so wie es aussieht, kann ich diesen Traum in den Wind schreiben.
Ein Flasche Sake, das Geschenk von meinem Alten, steht neben mir. Ich kann mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, um mit dem Saufen anzufangen. Ich trinke sonst kein Alkohol. Aber man sagt, er würde den Kummer wegspülen.
Hehe, sogar ein Karma Sutra, das Buch über die Kunst zu Lieben, war bei den Geschenken dabei. Das kann ja eigentlich nur von Nabiki stammen. Lächerlich, so nah werde ich ihr wohl nie kommen. Nabiki hatte wohl damit gerechnet, dass wir’s heute Nacht treiben. Wahrscheinlich hat mich Akane deswegen aus dem Schlafzimmer geschmissen. Zugegeben, unter meiner Hochzeitsnacht habe ich mir auch was anderes vorgestellt, als das hier. Aber ich hätte mich nicht an ihr vergriffen, wenn sie es nicht gewollt hätte. Das hätte ich nie getan.
Vielleicht sollte ich mal wieder einen ernsten Kampf gegen Ryoga führen, ihn solange reizen bis er mir den Gnadenstoß versetzt. Dann hätte ich’s wenigstens hinter mir.
Ich hab noch diesen DinA5 Block und einen Bleistift gefunden. Irgendwie war mir danach, das hier mal aufzuschreiben. Ich kann ja ohnehin mit niemandem darüber sprechen. Wenn ich mal alt und grau bin und das hier lese, wer weis, vielleicht lache ich sogar darüber.
Es ist schon komisch. Ich habe nie darüber nachgedacht, ein Tagebuch zu führen. Trotzdem kommt es mir vor, als wäre dies nicht mein erster Eintrag. Ich bin gespannt, was mich noch für Lappalien in meinem Leben erwarten. Viel schlimmer als es jetzt ist, kann es eigenlicht ja nicht mehr werden.
Nun denn, zum Wohl! Auf mich und mein beschissenes Leben! Ein Leben, dessen Kontrolle mir entzogen wurde.
Ranma Saotome
(Erzählerperspektive)
Es ist 3.00 Uhr, mitten in der Nacht. Akane lies den Schreibblock sinken und knipste die Taschenlampe aus. Irgendwann, als sie von Ranma nichts mehr gehört hatte, wollte sie nachsehen wo er steckt und nach 10 Minuten suchen fand sie den Jungen zusammengekauert auf den aufgestapelten Matten in dem eiskalten Dojo. Unten auf dem Fußboden lag eine leere Flasche Sake. Das besagte Teelicht war längst erloschen. Durch ihre feuchten Augen blickte sie auf den Jungen vor sich. Der Block ist ihr zufällig in die Hände gefallen. Es ist wahrscheinlich nicht Ranma`s Absicht gewesen, dass sie das jemals zu lesen bekommen sollte. Aber sie hatte es gelesen und nun stand sie dort mit Tränen in den Augen und machte sich bittere Vorwürfe: ~Gott, Ranma. Was tue ich dir nur an? So hab ich das nie gesehen. Ich hab nie daran gedacht, unter was für einer Last du stehen musst. Ich dachte immer, du wüsstest nicht wie es mir geht. Aber wie ich jetzt gelesen habe, hast du wohl oft versucht dich in mich rein zu versetzen.~ Sie ging langsam auf den schlafenden Jungen zu. ~Ich mach das alles wieder gut, Ranma. Versprochen.~ Sie streckte ihre Hand nach dem schlafenden Jungen aus, berührte seine Schulter und erschrak. Er war eiskalt. ~Oh nein.~ „Ranma! Ranma, wach auf! Du musst aufwachen!“ Unsanft rüttelte sie an seiner Schulter und murrend wachte der Junge auf: „Mhhhh, was ist denn?“ Ranma war noch voll im Tran, nicht zuletzt durch den Alkohol. Immerhin hatte er eine ganze Flasche Sake alleine getrunken.
Akane aber fiel ein Stein von Herzen. Sie hatte schon Angst, Ranma wäre erfroren. Sie streichelte ihm über seine Schulter und flüsterte ihm zu: „Komm. Komm mit hoch ins Bett!“ Widerstandslos lies sich Ranma von den Matten ziehen. Er bekam nur alles so halbwegs mit und torkelte ihr hinterher.
Akane zog ihn hinter sich her ins erste Stockwerk ihres Hauses hoch ins Schlafzimmer. Sie setzt Ranma auf das Bett und half ihm seine Sachen auszuziehen. Jetzt wurde Ranma langsam wieder nüchtern: „Was... wird das denn?“ Akane öffnete ihm die Hose und zog sie ihm aus, schon saß er nur noch in Unterwäsche da. Dann legte sie Ranma auf seine Hälfte des Bettes und deckte ihn zu, während sie sich auf ihre Seite setzte blickte sie zu Ranma rüber: „Ranma? Hast... du das ernst gemeint?“ Der Junge blickte zu ihr rüber und Akane hielt ihm den DinA5 Block vor die Augen. Ranma senkte seinen Blick: „Das war eigentlich... nicht für deine Augen bestimmt.“ Akane lächelte: „Dann stimmt es also? Du liebst mich?“ Ranma drehte sich von ihr weg mit dem Rücken zu ihr: „Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Du hast mich doch eh nur geheiratet, um deinem Vater einen Gefallen zu tun.“ Akane schluckte und legte das Heft auf das Nachttischschränkchen. ~Ja, das habe ich wirklich gesagt. Kein Wunder, dass er so reagiert. Es wird Zeit das ich ihm die Wahrheit sage.~
Sie machte die Nachttischlampe aus und drehte sich wieder zu Ranma, packte ihn sanft an den Schultern und wollte ihn zu sich umdrehen. Doch Ranma lies es nicht mit sich machen. „Ranma, komm schon! Dreh dich auf den Rücken!“ „Wozu denn?“ „Das wirst du gleich sehen. Und jetzt dreh dich um!“ Akane versuchte es erneut und diesmal klappte es. Sie hielt überrascht inne, als sie in seine Augen sah. Tränen hatten sich wieder darin gebildet. „Ranma, du... du weinst? Du hast wirklich geweint?“ Ranma schluchzte: „Ja. Lach mich ruhig aus. Ich weis selbst... das sieht albern aus, an einem Material Artisten. Aber ich bin auch nur ein Mensch, der weint wenn er verzweifelt ist.“ Akane schaute ihn betrübt an. Das ist einfach nicht normal. Sie hatte Ranma noch nie zuvor weinen sehen. „Ranma...“ Vorsichtig setzte sie sich auf seine Schoß und blickte in seine Augen. „Was soll das, Akane? Geh runter von mir!“ sagte Ranma und drehte sein Gesicht zur Seite. Doch Akane schüttelte nur ihren Kopf: „Nein, Ranma. Ich gehe nicht runter von dir. Und jetzt hör mir bitte zu...“ Sie drehte sein Gesicht wieder in ihre Richtung, beugte sich nach unten und küsste ihm die Tränen von den Wangen. Dann schaute sie in sein Augen: „Ranma, ich... ich hab gelogen. Ich hab dich nicht geheiratet, nur um den Wunsch meines Vaters zu erfüllen... Ich hab dich geheiratet weil... weil ich dich liebe. Das ist der einzige Grund und das ist die Wahrheit“ Sie wartete einen Moment bis Ranma antwortete: „Du liebst mich? Das glaube ich nicht. Meinen Kuss vor dem Altar hast du überhaupt nicht erwidert, du hattest es nicht mal versucht, das Ja Wort hast mir auch gegeben... und dann hast du mich auch noch aus dem Schlafzimmer geschmissen. Und jetzt erwartest du allen ernstes, dass ich dir das hier abnehme“ „Ich dachte, du hättest mich nur geheiratet um das Dojo zu übernehmen. Jetzt freu ich mich riesig, dass ich mich doch geirrt habe.“ Ranma schaute sie nachdenklich an. ~Hasst sie mich vielleicht doch nicht? Liebt sie mich? Kann es sein, dass ich mich geirrt habe?~
Akane blickte liebevoll in das Gesicht ihres Ehemannes: ~Es ist so schön... so schön, dass ich mich geirrt habe. Ich kann mich gar nicht mehr beruhigen.~ Vorsichtig beugte sie sich wieder runter: Bitte gib mir eine Chance, es zu beweisen!“ Akane nährte sich immer weiter seinen Lippen. Ranma schaute ihr ängstlich entgegen. Ganz überzeugt war er noch nicht: „W.... Wie?“ Akane lächelte, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und sprach leise: „Vielleicht so!“ Sie beugte ihren Kopf etwas nach rechts und drückte zärtlich ihre Lippen auf seine, gab ihm einen liebevollen Kuss. Nur Sekunden später löste sie sich wieder von ihm und schaute ihn Ranma`s bebende Augen. „Oder so?“ lächelte sie wieder, legte ihren Kopf etwas auf die linke Seite und küsste Ranma abermals. Ranma kniff eine Träne des Glücks aus seinen Augen und erwiderte den Kuss, versank in diesem Gefühl von Glück. Vorsichtig legte er seine Arme um Akane und drückte sie etwas an sich. Sie löste sich wieder von ihm und schaute ihn wieder an. „Und jetzt, Ranma,... lehn dich zurück und entspann dich!“ Akane streichelte ihm wieder über die Wange und hauchte ihm leise zu: „Lass dich von mir verwöhnen...!“
Draußen zog eine große Wolke vor den runden Vollmond. In dem Schlafzimmer der Beiden wurde es noch dunkler. Es war, als wolle der Mond diskret die Augen verschließen und das frisch vermählte Paar endlich sich selber überlassen.
ENDE