Fanfic: Der nackte Möch III
Kapitel: Der nackte Möch III
Ranma fühlte sich pudelwohl.
Ja, wirklich, das Nacktsein zeigte nach nur wenigen Tagen seine Wirkung und sein Kopf war freigeblasen von all dem, was ihn je belastet hatte....selbst, das, was er gar nicht hatte einschätzen können...
Zoltan hatte ihn herumgeführt. Alle Dojo gezeigt, die der riesige Tempel besaß, alle Badezimmer – wahrlich eine beeindruckende Anzahl...
Zugegeben – er machte nun nicht wirklich mehr, als er schon auf seiner Trainingsreise getan hatte – mal abgesehen von langen Gesprächen mit Zoltan –, aber ihm war alles andere als langweilig.
Ranma wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er war ganz schön außer Atem, das zweistündige Training zeigte seine Wirkung. Aber es war das beste Training, das er je vollzogen hatte – so ganz nackt.
Es war, als ob nun jede Pore seines Körpers die Macht seiner Tritte und Schläge spürte und sich regelrecht öffnete, um sie aufzunehmen. Er fühlte sich bereit, Hunderte von Bären auf einmal zu erledigen.
Als er sich umwandte, um das Dojo zu verlassen, stand ein Mann in der Tür. Ranma wäre einfach an ihm vorbei gegangen, weil es ja nichts besonderes war....wirklich nichts besonderes...
Doch in diesem Falle...
„Mousse?“
„Das wusste ich nicht....“ Ranma starrte auf die hölzerne Tischplatte, während er den grünen Brei löffelte.
„Jetzt du wissen. Shampoo und ich gegangen nach China, weil allein und einsam gewesen. Wir diesen Tempel gefunden und geblieben, bis Shampoo plagte Schuld und dir gebracht das Quellwasser.“
Shampoo hatte ihm nur das Quellwasser gebracht, weil sie Schuldgefühle gehabt hatte? Aber warum?
„Ist Shampoo auch hier?“ , fragte er vorsichtig, ohne Mousse dabei anzusehen.
„Ja.“ Und damit stand Mousse auf und ging einfach.
Ranma schüttelte den Kopf. Was dieser Tempel aus einem Menschen machen konnte...immerhin hatte das Nacktsein Shampoo dazu gebracht, sich schuldig genug zu fühlen, ihn von seinem Fluch zu befreien. Es hatte bewirkt, dass Mousse nicht mehr sein Feind war...
Aber möglicherweise hatte das auch einen anderen Grund. Shampoo schien sich jedenfalls nicht mehr für Ranma zu interessieren.
Ranma seufzte. Jetzt fühlte er sich schuldig.
Shampoo war doch die letzte gewesen, die daran Schuld hatte, dass er eine gewisse Zeit als Mädchen verbracht hatte.
Und er hatte sich damals nicht mal bedankt. Zu baff war er gewesen.
Sie war ja im Grunde nicht weit entfernt, nur ein paar Zimmer und Mauern im Norden.
Er sollte sich bedanken, das wenigstens war ER ihr schuldig.
Nur wie? Wie sollte er denn zu ihr gelangen? Er konnte schlecht einfach zu den Frauen hinüber gehen. Wäre er noch ein Mädchen, wäre das alles kein Problem, zwar riskant, aber kein Problem.
Gut, sie könnten sich woanders außerhalb des Tempels treffen, im Wald. Aber wer sagte ihr Bescheid?
Ranma lag auf seinem Bett und starrte wieder einmal an die Decke mit den bunten Fresken. Sie schien ihn regelrecht zu erdrücken und ein dumpfes Gefühl der Schuld schien seinen Magen zu erreißen.
Er musste hier raus.
Ranma atmete tief ein und aus. Die frische Waldluft brannte in seiner Lunge, aber es fühlte sich verdammt gut an.
Nun, da er den Tempel von außen betrachtete, hatte sich das Gefühl der Schuld wieder verflüchtigt.
Seltsam.
Ranma runzelte die Stirn. Irgendwas war hier falsch.
Statt das Gefühl der Freiheit weiterhin zu fördern, hatte sich das Nacktsein in den letzten Minuten zu einer regelrechten Qual entwickelt.
Er machte sich auf den Weg zurück, und in dem Moment, in dem er die kleine Eingangshalle betreten und begonnen hatte, seine Kleidung wieder abzulegen, kroch das Schuldgefühl wieder in ihm hoch.
Es war richtig unheimlich.
Und trotzdem hatte er ein Lächeln im Gesicht.
„Hmm...zugegeben...ich bin einmal nach Hause zurückgekehrt und habe mich bei einem Kellner entschuldigt, weil ich ihm mal kein Trinkgeld gegeben hatte. Weißt du, ich bin geizig...“ Zoltan lächelte. „War schon seltsam...und ich fühlte mich genauso wie du jetzt.“
„Meinst du, dass geht jedem hier?“
„Bin ich fast von überzeugt!“ Zoltan sah Ranma auf seltsame Weise an. „Du meinst, es geht hier nicht mit rechten Dingen zu?“
Ranma zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück an die Wand des Dojo.
„Aber selbst wenn....ich meine, es ist doch nichts Schlimmes passiert...“ Zoltan fuhr mit seinem Training fort und machte damit deutlich, dass er nicht bereit war, noch länger zu diskutieren.
Ranma saß wieder unter einem Baum. Da drinnen hatte er es nicht mehr ausgehalten.
Noch seltsamer als dieses Schuldgefühl war, nun, da er sich draußen befand, plagte ihn kein Schuldgefühl mehr – Zoltan und Shampoo und all den anderen muss es doch genauso gegangen sein und trotzdem haben sie sich entschuldigt.
Was war eigentlich mit Mousse? Musste er sich auch bei jemanden entschuldigen?
Ranma verzog das Gesicht. Egal...
Vielleicht waren sie alle ihrem Schuldgefühl nachgegangen, weil sie sonst nie mehr in den Tempel hätten zurückkehren können. Und warum waren sie alle so erpicht darauf?
Er konnte es sich nicht erklären, er wusste nur, dass es ihm nicht anders erging. Er wollte diesen Tempel gar nicht verlassen.
Und trotzdem fühlte er sich nicht wohl bei dieser ganzen Sache.
Nun ja....er musste sich überlegen, wie er an Shampoo herankam...
Er vergingen einige Tage, bis er sich schließlich bei Shampoo bedanken konnte. Doch bis dahin hatte er sich mit Training abgelenkt und auch Zoltan um Rat gefragt, weil das ständige Überlegen zu keinem Ergebnis führte.
Aber dieser wusste auch keinen Rat und auf seltsame Weise schien er es ihm auch gleichgültig zu sein, dass sich vor Ranma ein großes Problem aufbaute.
Anscheinend war Ranma mit seinem Fragen zu weit gegangen und hatte ihn damit unabsichtlich verletzt. Erstaunlicherweise versetzte ihn das nicht gerade in Schuldgefühle.
Er verstand das alles nicht mehr.
Und obwohl Zoltan ihm ganz schroff geantwortet hatte, „Keine Ahnung“, leuchteten seine Augen und sein Lächeln war immer dasselbe.
Ranma hatte bei diesem Anblick das Grausen gefasst und er war wieder in den Wald geflüchtet, wie so oft in den letzten Tagen, weil er sich nicht seinen Gefühlen stellen wollte.
Und auch heute war er wieder im Wald.
„Ranma? Du seien auch hier?“
Er warf einen Blick über die Schulter. Da stand tatsächlich Shampoo...
Was für ein Zufall...und er hatte sich noch Sorgen gemacht.
„Shampoo?“
„Oh, Ranma!“ Shampoo lief auf ihn zu und warf sich ihm um den Hals. Anscheinend interessierte sie sich doch noch für ihn.
Na ja...vielleicht freute sie sich auch nur ihn zu sehen...
„Shampoo?“ , fragte Ranma noch einmal, zögerlich, weil ihm mittlerweile ein unangenehmes Detail aufgefallen war.
„Shampoo? Du bist nackt....“ Ranma schoss das Blut ins Gesicht. Nur weil er sich an sein eigenes Nacktsein gewöhnt hatte, hieß das ja lange nicht, dass er mit einer völlig nackten Frau, die an seinem Hals hing, umgehen konnte.
Shampoo löste sich von ihm, schaute an sich herunter, dann an Ranma und zuckte mit den Schultern.
„Du nicht lange seien hier?“
Ranma verstand nicht ganz ihre Frage und das war ihm auch gar nicht möglich, denn im Moment beschäftigte ihn die Tatsache noch viel zu sehr, dass Shampoo nackt war.
Shampoo sah ihn immer noch lange an.
„Öhm...was?“
„Du wissen, dass alle hier nackt seien?“
„Hä?....Oh! Nein, nein, Shampoo das verstehst du völlig falsch...“
Ranma begann nun zu stottern. Er versuchte wirklich an ihr vorbei zu sehen...aber...
„Ähm....es ist nicht so, dass....also....ich meine.....verstehst du....also....oh, Mann, zieh dir bitte was an!“
Den letzten Satz musste er geschrieen haben, denn nun füllten sich ihre Augen mit Tränen.
Aber statt vielleicht fort zu laufen, was natürlich auch nicht gerade vorteilhaft für Ranma gewesen wäre, tat sie das noch viel Schlimmere und warf sich ihm wieder um den Hals.
„Shampoo! Nicht!“
Ranma strauchelte rückwärts und knallte unsanft auf seinen Hintern.
„Autsch!“ , meinte er noch überflüssigerweise.
„Ranma?“
„Shampoo, bitte!“ Schließlich hatte er sein Hemd ausgezogen und es ihr gereicht, nachdem er sich mühsam wieder aufgerappelt hatte.
Zögernd zog sie sich das Hemd über.
„Ok!“ Ranma atmete tief ein und aus. „Was machst du hier?“
„Ich wollen Spaziergang machen...“
„Nackt? Es ist doch kalt...“
Shampoo erzählte ihm noch einmal das, was Mousse bereits von sich gegeben hatte.
Sie betonte, wie sehr es ihr im Tempel gefiel und als sie das erwähnte, fiel Ranma auch auf, wie sehr sie lächelte und dass sie selbst gelächelt hatte, als sie in Tränen ausgebrochen war.
Ranma schüttelte sich....dieses Lächeln war grausig und er wusste genau, und das widerte ihn noch mehr an, dass er ebenfalls lächelte...
Er fühlte sich immer schlechter und konnte dem Geplapper von Shampoo kaum noch Gehör schenken...er wollte wieder zurück in sein Zimmer...Hunger hatte er auch...
Deswegen unterbrach er sie schließlich ganz abrupt, um endlich zur Sache zu kommen.
„Hör zu, Shampoo...ich muss dir was wichtiges sagen....“
Ihre Augen begannen zu glimmern. Anscheinend erwartete sie etwas völlig anderes.
Nun ja...
„Es ist so....du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin, dass