Fanfic: Berührungen ½ [6] --- RANMA ---

tropfte das selbe. Seine Augen wurden glasig. Langsam ließ er seine Arme neben sich senken und schaute lange, lange Zeit in eine dunkle, schmutzige Ecke des Raumes. Unfähig zu sprechen, unfähig sich zu rühren. Er saß einfach nur da und starrte. Er dachte an Akane. Akane! Er sehnte sich so nach ihr, nach ihrem Lächeln. Sie sollte ihm noch ein mal ihr wunderschönes Lächeln schenken. Akane... die sich für ihn in den Hiryo Shouten Ha stürzte, um ihm zu helfen. Ungläubig schüttelte er ein ganz klein wenig seinen Kopf. Sie hatte sich wirklich für ihn in Lebensgefahr begeben. Es muss mehr da gewesen sein, als nur Sympathie. „Gewesen...“ Und nun? Hatte er wirklich alles kaputt gemacht durch seine permanente Sturheit? War nun alles zu spät? Hatte er sie verloren an einen armen Idioten, der sich in seinem eigenen Garten verirrt? War sie so einsam? Hatte er sie so sehr verletzt?



Auf einmal tat Ranma etwas, was er in seinem ganzen Leben noch nie getan hatte. Er weinte. Es drangen nicht bloß ein paar Tränen, wie einige Male zuvor, in seine Augen, er weinte richtig. Er schluchzte und schrie und schlug sich verzweifelt mit seinen Fäusten gegen den Kopf. Dieser Schmerz, er sollte ihn verlassen. Akane war gegangen, aber den Schmerz hatte sie dagelassen. Der Schmerz, er wurde stärker, kroch in jedes seiner Glieder, zerfraß ihn innerlich. Laut heulte Ranma auf. Zu spät. Zu spät! Alles war zu spät! Die heißen Tränen rannen in Strömen aus seinen zugepressten Augen seine Wangen hinab. Er konnte sie schmecken, unfähig sie zu stoppen. „Sie... sie ist doch meine Verlobte! Ich.... ich.... ich liebe sie doch.“ Kaum verständlich sprach er zwischen seinem hektischen Schluchzen all seine Gedanken und so lange Zeit unterdrückten Gefühle aus. „Ich liebe sie so sehr“, flüsterte er.





Im Türrahmen tauschten Sen und Matsuko besorgte und mitleiderfüllte Blicke aus. Die ältere Dorfbewohnerin lehnte sich zu Sen hinüber und sprach leise zu ihm: „Besser wir kommen später wieder. Er braucht jetzt etwas Zeit für sich.“

Der bärtige Mann nickte langsam, dann legte er sanft eine Hand an den Rücken der Frau und schritt mit ihr hinfort.





***



„Hallo? Jemand zuhause?“ Akane schaute sich um. „Warum haben die Leute in diesem Dorf auch keine Klingeln an den Türen?“ dachte sie sich nervös. Zwar hatte Matsuko ihr ausdrücklich gesagt, dass Akane jederzeit willkommen sei und ohne Einladung hereinspazieren möchte, wann es ihr beliebt, doch etwas unwohl war ihr schon bei dem Gedanken, sich in einem völlig fremden Haus aufzuhalten, wenn sonst niemand da war. Allerdings hatte sie versprochen, den Korb zurückzubringen, in dem all ihre Geschenke gelegen hatten. Keinesfalls wollte sie einen unzuverlässigen Eindruck auf sie machen, wo sie doch während ihres bisherigen Aufenthalts so eine warmherzige Behandlung genossen hatte.



Plötzlich fiel ihr Blick auf das Bett. Sie erkannte eine große Ausbeulung unter der schneeweißen, riesigen Decke. Jemand befand sich darunter. Leicht und in einem ruhigen Rhythmus erhob sich etwas in Brusthöhe des Körpers ein ganz klein wenig, sank wieder, erhob sich, dann sank es wieder. „Oh nein, hier schläft jemand!“ dachte Akane erschrocken, als sie sich mit beiden Händen über den Mund fuhr und hoffte, diese Person nicht aufgeweckt zu haben. Auf Zehenspitzen schlich sie sich vorsichtig zur Tür, von wo aus sie aus den Augenwinkeln mitbekam, dass sich jene schlafende Person langsam erhob. Verängstigt über mögliche unangenehme Konfrontationen, rannte sie davon. Am Hauseingang begegnete sie Matsuko, der sie geistesabwesend mit einem flüchtigen Dankeschön und einer schnellen Verbeugung den Korb in die Hand drückte und dann eilig davon lief. Die ältere Frau blickte Sen, der gerade auf sie zukam und das Geschehen beobachtet hatte, fragend an, doch er zuckte nur mit den Schultern. Mit einem ahnungsvollen Blick betraten sie gemeinsam das kleine Häuschen.



***



Ranma öffnete langsam seine Augen. Akane? War sie das? Voller Sehnsucht und Hoffnung stützte er sich in eine Sitzposition auf, doch es war niemand da. Er befand sich noch immer in diesem merkwürdigen Raum. War er eingeschlafen? Jemand hatte ihn ins Bett getragen und zugedeckt. Er hielt nicht lange an diesen Überlegungen fest und ließ sich entkräftet zurückfallen, als ihm Akane wieder in den Sinn kam. Für einen winzigen Augenblick meinte er, ihr wieder nah zu sein. So wie damals, als sie ihn jeden Morgen mit ihrer hellen, klaren Stimme geweckt hatte. Er konnte sich stets nur ärgern, wenn er jene Stimme wahrgenommen hatte, weil sie für ihn bedeutete, dass er aufstehen musste. Nie kam ihm dabei in den Sinn, ihren Klang zu schätzen. Zu schätzen, dass sie etwas war, das kontinuierlich bei ihm war... dass sie ihm Kraft und Wärme schenkte. Ranma rieb sich seine Augen. Eine ganze Nacht war vergangen, ohne dass er überhaupt bemerkte, dass sie angebrochen war. Durch ein winziges Fenster fielen die weißen, gleißenden Sonnenstrahlen auf ihn und doch war alles schwarz. Dunkel. Verloren. Hoffnungslos. Erschöpft ließ er seine Lider wieder herabsinken. Er fühlte sich wie betäubt. Ausgeschabt. Innerlich abgestorben. Wie eine wandelnde Hülle ohne Seele, ohne Gefühle... wäre da nicht, dieser fürchterliche, stechende Schmerz.



Desinteressiert nahm er zwei graue Schatten wahr, die sich vor ihn hockten.

„Endlich ist er wach“, sprach der eine Schatten plötzlich.

„Ganz fit sieht er aber nicht aus...“ begann nun der andere Schatten mit einer etwas vertrauten Stimme zu sprechen. Alles war sehr unheimlich und mysteriös. Doch Ranma ließ nichts an sich heran. Nichts. Er wollte niemanden um sich haben, mit seinem Schmerz allein sein und wenn nötig... daran sterben.



„Denk gar nicht erst an solch einen Blödsinn!“ rief der etwas rundliche Schatten plötzlich aufgebracht, als hätte er seine Gedanken gelesen und schüttelte dem kraftlosen Körper einen Eimer kaltes Wasser über.



„EEEEEK!“ Mit einem Sprung setzten beide zurück. „HIMMEL NOCH MAL!“



Seufzend richtete sich der klatschnasse Rotschopf auf. „Was wollen Sie von mir“ gab er in einem müden, leblosen Ton von sich. Plötzlich blinzelte er leicht. „Was zur...?“ Kraftlos hob er seine Hände und betrachtete mit schweren Lidern die frischen Verbände, ließ sie dann aber wieder herunterhängen, als die zwei Schatten-Menschen allmählich Konturen annahmen und seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zogen.



Sens Blick glitt auf Ranmas offenes Hemd, das nun einen vollen, wohlgeformten Busen freilegte. Panisch krabbelte er ohne seinen Blick von der eigenartigen Gestalt auf dem Bett zu lassen, zurück und deutete zitternd mit seinem Wanderstock auf den verwandelten Körper. „Da-da-da-da-das“ fing er an zu stottern.



Ranma-chan verdrehte genervt die Augen. „Oh bitte, ich fühle mich im Moment wirklich nicht danach, auch noch komplizierte Erklärungen abzugeben...“



„i-i-ist der le-legendäre Ju-ju-jusenkyo-Fluch, ni-nicht wahr?“ fuhr er nervös fort. Die ältere Dorfbewohnerin kniete neben Sen und nickte aufgeregt, während sie mit großen, leuchtenden Augen in Ranma-chans Gesicht starrte und japste.



„Ihr wisst über Jusenkyo bescheid?“ Überrascht kräuselte Ranma die Stirn. Ein kleiner Hauch von Erleichterung überkam ihn. Wenigstens musste er sich nun nicht mehr mit komplizierten Erklärungen abgeben. Obwohl... Nervig war ihre Reaktion schon. Ein klein wenig übertrieben irgendwie. Und diese Fremde hätte auch nicht unbedingt so grinsen müssen, als wäre er eine Zirkusattraktion. Er wünschte, dass sie aufhören würden zu starren, sie sollten seine Meinung hören. Aber er fühlte sich zu schwach, um irgendetwas noch zu sagen. Alles um sich herum bekam er nur halbherzig mit. Es kam ihm vor wie ein Traum. Nur wie in Trance bemerkte er, wie sich der lange Wanderstock des alten Mannes wie in Zeitlupe seinem Körper näherte und ihn berührte. „Schlaf“, hörte er Sen mit einer tiefen Stimme sagen.



***



„Ist das möglich?“ flüsterte Matsuko fassungslos. Mit einem Streichholz zündete sie eine dicke, rote Kerze an, nachdem sie die Vorhänge des kleinen Fensters zugezogen hatte.



Sen rieb sich nachdenklich seinen Bart. „Hmm... Es passt alles zusammen. Eigentlich besteht gar kein Zweifel. Er ist es.“



Hastig öffnete sie ihren Mund. Sie wollte etwas sagen, doch sie war sprachlos. Mit einem sorgenvollen Lächeln wandte sie sich zu Ranma, der noch immer schlief. Im blassen Licht der fast erloschenen Kerze schaute er so hilflos und verletzlich aus. Langsam ging sie auf ihn zu und strich ihm sanft den Pony aus der Stirn. „Mal schauen, was wir für dich tun können, mein Armer.“





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Anmerkung der Autorin:



Also... *räusper* Hoffe, ich mögt Teil 6. Teils ziemlich dark. -_- Wie ich angekündigt habe, ändert sich etwas ganz entscheidend. Teil 7 ist gerade in Arbeit. Hoffe ihn bis morgen fertig zu kriegen.



Bin überrascht, dass das mit den Titeln erst einer herausgefunden hat. Und dieser User ist von animeMANGA, also nicht hier zu finden. Lol... Übrigens bedeutet Partial so etwas wie teilweise und Mayhem ist schwere Körperverletzung. Ergo: Zum teil schwere Körperverletzung. Die Titel beziehen sich immer auf einen bestimmten Teil der Geschichte, haben aber noch eine andere Bedeutung. ^.~



Wann Teil 8 fertig sein wird, steht jedoch noch in den Sternen. Wenn ich heute schön fleißig bin, könnte ich es bis übermorgen schaffen. Aber *YIKES* da wäre ja noch diese Kleinigkeit am Freitig, die sich schriftliches Abi
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