Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel

braungrünen Waldläuferröcke, doch bleich im Antlitz. Um seinen breiten Mund verlief ein dichter, pechschwarzer Bart, die Haare waren von der selben, durchdringenden Farbe. Blaue Augen flackerten ernst und vorsichtig in dem scharfgeschnittenem Gesicht, die in den Schatten der waldgrünen Kapuze lagen, versteckt, damit niemand außer der Moorkatze sie sehen konnte. Sie war sein treuer Begleiter auf seinen Wanderschaften durch die tiefen Wälder des Landes, sein ewiger Kumpane, der ihm half gegen jedes Hindernis anzukommen. Ein breiter Gürtel war fest um die Talje des Mannes gelegt, an ihm baumelte ein langes Jagdmesser in einer ledernen Scheide, daneben ein kleines, graubraunes Säckchen, das etwas sehr wertvolles enthielt, etwas, dass dem hochgewachsenem Mann sehr am Herzen lag, etwas, dass, wenn es in die falschen Hände geriet, das Ende der geeinigten sieben Länder bedeuten konnte. Er wusste dies, sogar sehr genau, schließlich war es fast das einzige, womit er sich seit seiner Kindheit hatte beschäftigt.

Die große Katze schickte ihren muskulösen, schlanken Körper an, weiter in den Bach zu waten. Das Wasser benetzte sie biss zu den Knöcheln, ließ ihr glattes Fell aufglänzen, wenn sie sich bewegte. Sie neigte ihr Haupt hinunter, dem Wasser zu, um zu trinken.

Der Mann sah ihr dabei mit verschränkten Armen genau zu, schließlich wusste er, zu was sie fähig war, schnell wie der Wind, stark wie ein Löwe, nein stärker noch, graziel wie die Gazelle und schlau wie kein anderes Wesen in diesen rauschenden Wäldern, konnte man sagen. Er nickte, als der Kater sich kurz und prüfend nach ihm umsah und das Tier trank weiter. Rone Lee lächelte und das trostlose Gesicht war, als hätte es sich zum ersten Mal zu einem Lächeln verzogen. >>Trink, Moorkatze. Wir haben einen langen Weg vor uns.<< Dann kniete er sich ebenfalls am Uferrand nieder, um mit der hohlen Hand Wasser zu schöpfen.

Sie waren schon seit längerem auf dieser Wanderschaft, bei sich tragend das Säckchen, in dem sich nichtsweiter als ein grünerschimmernder, runder Edelstein befand, der in ein quadratisches Gehäuse aus Granit eingelassen war. Der Stein war durchscheinend und die Farbe nur schwach im Inneren des Edelsteins. Wenn man seine Augen auf ihn richtete, hatte man das Gefühl in ihm für immer zu versinken, angesogen zu werden und seinen Blick niemals von dem Diamanten lösen zu können. Das Geheimnis lag darin, dass es ein Runenstein war, ein magisches Objekt, erschaffen von vor über tausend Jahren, immer noch schimmernd und geheimnisvoll, unentdeckt sein Gabe seit so langer Zeit, das Granitschwarz versuchend einzudringen in die lichte Helligkeit des Steins.

Rone setzte sich vorsichtig und lehnte seinen Rücken gegen einen breiten Baumstamm, an dem Kletterpflanzen ihren Weg in die Höhe gefunden hatten. Von hier beobachtete er den Kater, wie er im Wasser tollte und den Forellen und Lachsen nacheiferte, versuchte sie zu fangen. Wasser spritzte auf, als das mächtige Tier einen Satz über eine Anzahl Steine machte, die so angeordnet waren, dass man den Fluss leicht hätte überqueren können, und mit einer gutgeschärften Klaue nach einem Fisch schlug. Dieser entwischte ihm und schlug mit den Flossen aus, wobei sein silberner Schuppenpanzer im Licht glitzerte.

Das Geräusch des Platschens, wenn die Moorkatze heftige Bewegungen tat, ließen Lee fast jedes Mal, wie aus dem Reflex heraus, hinsehen und der Katze mit unbeweglichem Blick folgen.

Endlich kam er zu einem Entschluss, denn da es bald Nacht wurde, die Sonnenstrahlen also für wenige Minuten intensiver, heller und rötlich erschienen, ein kleines Lager für die Nacht aufzuschlagen. Er bewegte sich fort, tauchte kurz wieder ins Dickicht zwischen breitblättrigen, ledernen Pflanzenblättern und entfernte sich ein paar Schritte vom Fluss.

Sofort hielt die Katze mit ihrem Spiel inne und stieg aus dem glasklaren, jedoch eiskalten Wasser hinaus und trottete mit schnellen Schritten dem großen Mann hinterher, setzte die Pfoten eine nach der anderen wie Waffen aus Samt vor sich, den Schwanz hängend und hinten zu einem Halbkreis geringelt, der wippte, wenn sie sich bewegte. Ihre Muskeln waren gut durch das seidenweiche Fell erkennbar und bewegten sich so geschmeidig, als hätte die Moorkatze hundert Jahre lang Zeit zum Üben gehabt, um jetzt so perfekt wie kein anderes Lebewesen streunen zu können. Geduckt schlich sie über die Steine verschwand hinter dem Mann zwischen den Ästen und Zweigen der Sträucher, deren Auswüchse leicht im Wind schaukelten, der sich hier, wo der Fluss strömte, niedergelassen zu haben schien.

>>Es ist besser,<< sagte Rone, als die Katze auf ihn zukam, >>wenn wir einige Meter weit weg vom Fluss übernachten. Es gibt Geister, die den Fluss nachts als Pfad benutzen.<< Es war ihm so, als hätte die Katze genickt und das reichte ihm. Nie war er ein besonderer Menschenfreund gewesen. Er lebte lieber einsam und von der Welt in Ruhe gelassen, als sich im Getümmel der Masse aufzuhalten. Zwar wusste er nicht wieso, doch die große Moorkatze war genug, sie füllte sein Leben an den Lücken aus, half ihm, wenn es zu spät schien und war sein einziger Freund und Gesprächspartner. Ja, das reichte ihm. Obgleich er sich nie besondere Gedanken gemacht hatte, darüber, dass er das Tier verstand, mit ihnen sprechen konnte wie mit jedem anderen Menschen. Er hatte immer geglaubt, dass dies eine Gabe war, seine Gabe und so war es ihm egal, was die anderen Menschen über ihn behaupteten, vorausgesetzt, dass sie ihn auch nur einmal gesehen hatten. Normalerweise ließ er sich nie sich nie in Dörfern oder Städten blicken, oder gar mit ihnen ein. Es erschien ihm unheimlich weit den Faden des Lebens wie aufzunehmen, es war so viel passiert in den letzten Jahren, in denen er im Wald gelebt hatte, er konnte nicht jetzt einfach kommen und sagen: >>Hallo, hier bin ich wieder.<< erkonnte es einfach nicht. Es gab vielleicht jemanden, der es gekonnt hätte, jemanden, der den Mut, die Kraft und die Ausdauer dazu gehabt hätte, doch dieser jemand war seit genau zwei Jahren gestorben. Sein Vater, ein Holzfäller, lebte zwar in den bewaldeten Tälern, doch er kam jede Woche mindestens zweimal aus der Einsamkeit, um sein Holz auf einem Karren geladen in das nächste Dorf zu bringen. Seitdem er verschieden war, hatte es an dem jungen Lee gelegen das Holz wegzubringen, doch er hatte sich sein ganzes Leben lang schon mit etwas anderem beschäftigt, mit etwas, das ihn, wie der Stein, nicht mehr losließ. Es war Magie gewesen. Er hatte sie in einer unterirdischen Ruine entdeckt, in einer Höhle, in die er nur durch Zufall hineingerutscht war. Bis zu diesem entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben war er fröhlich gewesen und hatte oft mit den anderen Kindern gespielt, doch als die Magie, die Kraft fand, ohne, dass er etwas dazu hätte tun müssen, wurde alles anders. Er entfernte sich von seinen Freunden, ganz in sich selbstgekehrt, unternahm längere Wanderschaften durch die Länder, wobei er mehrere Tage oder gar Monate nicht zurück kam, und begann sogar etwas mit der Magie zu experimentieren. Es war aufregend für ihn, aufregend, wie alles neue ist. Mit der Zeit entdeckte er die verschiedensten Arten seine Kraft freizusetzen, den Lebewesen des Waldes damit zu helfen, oder auch zu zerstören...

Er schüttelte den Kopf und ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, wie es immer war, wenn er an dieses eine Erlebnis dachte, wenn er daran dachte, was er der armen Waldfrau aus purer Wut heraus angetan hatte. Dies zeigte ihm, dass er die Kontrolle über diese sonderbare Gabe verloren hatte. Von nun an untersagte er es immer wieder Magie, in welcher Forma auch, zu benutzen - ein Schatten hatte sich über sein Leben gelegt. Alles erschien nun schwerer als vorher, kraftraubender und unabänderlicher, bis er schließlich die Moorkatze gefunden hatte, von der Welt verlassen und vom Regen durchnässt, wie er. Er gab ihr zu Essen, sah sie als ein Lebewesen an, das ihm gleichgesinnt war, schätzte es sogar mehr als einen anderen Menschen. Auch der Kater verspürte so etwas wie Liebe zu dem alleingelassenen Jungen und blieb fortan bei ihm. Der Höhepunkt in seinem Leben war erreicht, doch dieser Höhepunkt sollte nicht mehr lange andauern...

Das kleine Feuerchen, das er errichtet hatte, prasselte und verschlang die dünnen, trockenen Äste wie im nu, schlug höher und leckte an weiteren Hölzern, die Rone nun unter großem Funkensprühen in die Flammen legen konnte. Es war bereits dunkel, die Rufe der Nachtvögel wurden laut und hallten über die hohen Bäume hinweg, hinein in den dunklen Nachthimmel. Sterne funkelten vor der schwarzen Pracht, das Firmament schien sich aufzutun und die zirpenden Grillen summten im Takt der Vogelstimmen und der Stille. Von fern drang immer noch das Rauschen des Wassers zu ihnen herauf, machte sie schläfrig. Der schwarze Kater kuschelte sich nun noch enger an Lee, schnurrte nun in einem grotesken Tonfall und blinzelte ab und zu in die knackenden Flammen. Das Feuer warf lange Schatten an die graue Wollwand des kleinen Zeltes, das Rone errichtet hatte und mit zwei gegabelten Stöcken, deren untere Teile wie Pflöcke in den Boden gerammt waren. Die Nebel der Nacht und der Dunst trat aus den weiten, finsteren Ecken des Gestrüpps und kroch nur wenige Zentimeter über dem Boden dahin, legte sich wie ein Gefängnis um das kleine Buschlose Stück Wald, dass Lee entdeckt hatte, und das gerade Mal so groß war, dass es für die beiden Gefährten reichte, um sich wohl zufühlen.

Die Katze gähnte, wobei sie ihre großen, blanken Zähne zeigte, Kiefer, die stark genug war um selbst die härtesten Knochen zu zermalmen. Dann erhob sie sich, reckte und streckte sich, wobei genüsslich die Krallen in die feinkörnige Erde grub. Sie wendete sich von dem
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