Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel
Feuer ab, strich über ihren Lagerplatz hinweg und verschwand in dem kleinen Zelt, ohne sich auch noch einmal umzublicken, anscheinend fühlte sie sich sicher genug.
Jetzt begann Rone zu essen, Wurzeln und Beeren, Früchte des Waldes. Im Schneidersitz hockte er vor dem Lagerfeuer, kaute konzentriert auf seinem Abendessen zog in Erwägung, ebenfalls bald ins Bett zu kriechen. Doch bevor er das tat, schickte er noch einen kontrollierenden Blick über das Lager und seine Umgebung, hohe, Lichte Laubbäume, die aus einem dichten Gewirr aus Farnen und Sträuchern aufragten, sandte seine Augen zum Schluss noch zum Himmel. Zwei Monde, dicht aneinandergedrängt, schoben sich zwischen den Sternen hindurch, gut sichtbar die Mondberge und Täler, silberweiß, durchzogen von dem grauen Bergmassiv. Er spürte, wie die Sterne ihn magisch anzogen, als wollten sie etwas von ihm, etwas, dass er ihnen so ohne weiteres nicht geben konnte. Nun hatte er sogar das Gefühl Stimmen zu hören, erst ein Säuseln im Wind, doch dann immer lauter werdend, ein Rauchen, nicht das des Baches, geheimnisvoller und anziehender.
Plötzlich, als er weiter zuhörte, formte sich das verschwommene Gewirr aus Geräuschen zu einer immer klarer werdenden, tiefen Stimme, ein Singsang, das vom Wasser her zukommen schien. Diese Stimme, so unheimlich und komisch es auch war, nach ihm, verlangte ihn, befahl ihm zu kommen. Er war seines Denkens nicht mehr bewusst, setzte sich langsam auf, den Blick verwirrt über den Lagerplatz schweifen lassend. Es war, als verlange er genau das selbe, suchtähnlich strebte er danach sich der Stimme hinzugeben, doch er wollte es nicht, er wollte standhaft bleiben.
Lichtspiele bewegten sich in der Richtung, in welcher das Wasser plätscherte, strichen sanft und in einem hellen Blau über die Schwaden, die sich ohne Unterlass bewegten und ihre Wege durch die schlanken Bäume bahnten. Schatten tanzten dort, wo das Licht ausgestrahlt wurde, bewegten sich, während eine warme Stimme ohne abzusetzen in einer fremden Sprachen flüsterte.
Rone wurde es unbehaglich zu Mute. Er sträubte sich dies zu glauben, wie konnte ihm etwas Angst machen? Kein Ungeheuer auf seinen Reisen hatte ihn erschreckt, doch jetzt, dieses saugende, tanzende Wesen schien tiefste Gefühle des Schreckens in ihm hervorzurufen, die jedoch sogleich von der gutmütigen Stimme des Schattentänzers gemildert wurden und ihn wie eine rufende Mutter anzog. Sie war vertraut, als hätte er diese Stimme schon sein ganzes Leben über gehört, als wäre das dort wahrlich seine Mutter, oder gar sein Vater.
Unschlüssig stand er nun da, ballte die Hände zu Fäusten und lockerte sie gleich darauf wieder, sein Atem ging schneller, aber nicht vor Kälte, sondern vor Hitze, nur seine Linke Brust und der ganze rechte Arm schienen wie vereist, als würde ihn ein Kälteschock nach dem anderen durchschreiten. Vorsichtig begann er zu schlottern. Diesen Temperaturunterschied in seinem Körper hielt er nicht mehr aus.
Die große, nachtschwarze Raubkatze reckte sich plötzlich achtsam, starrte auf ihren Gefährten, die Ohren gespitzt, die Augen durchdringend und suchend, leuchtend in einer eidottergelben Farbe. Sie hatte die Krallen ausgefahren und sie in den Boden gerammt, ihre Schnurrhaare vibrierten vor Erregung und sie stieß ein leises knurren aus. Ihre blanken Zähne glänzten und sie duckte sich kampflustig.
>>Nein, Katze!<< beharrte Rone, die Katze durch die abweisende Bewegung seiner flachen Hand stoppend. >>Es ist meine Prüfung! Ich werde gerufen!<< Doch seine Stimme klang schwach, fast als hätte er seiner eigenen Aussage widersprochen. Die Moorkatze hörte nicht, die blitzenden Augen starr auf das tanzende Licht zwischen den Bäumen gerichtet, der seltsamen Stimme lauschend strebte es geduckt darauf zu. >>Katze!<< entfuhr es Lee nun härter als er eigentlich wollte und die Katze energisch zuckte zusammen. >>Geh zurück!<<, sagte er langsam und mit viel Nachdruck. Der Kater stellte sich nun etwas abseits in den Schatten einiger Blätter und schien wie mit der Dunkelheit zu verschmelzen, doch Rone wusste das er da war.
Selbstbewusst stieß er die Luft scharf zwischen seinen Zähnen hindurch, das bärtige Gesicht zu einer angestrengten Maske verzogen, die Züge straff und nachdenklich, er hatte beschlossen dem Ruf der Stimme mit äußerster Konzentration auf seine Kräfte zu folgen. Er konnte das nur wagen, wenn er sicher, war dass er nicht von ihr eingenommen werden konnte.
Er zog die Kapuze seines Umhangs über sein dunkles Haupt, tauchte sein Antlitz in Schatten und verschwand ohne weiteres Zögern zwischen den großen Blättern. Die Augen der Katze blinzelten, als Rone verschwunden war, angestrengt beobachtete er die Düsternis und wartete.
Als Lee an den Rand des Fluss trat, umschlang ihn sogleich eine warme, blaue Magie, die sich in einem lodernden Flammenkranz über die Fluten wand.
>>Du bist gekommen, Rone.<< sagte eine warme Stimme, doch nicht laut, sondern nur in Rone’ s Gedanken. Er konnte es nicht fassen, der Mund des Schattens hatte sich nicht bewegt. Die säuselnden Stimmen summten weiter und voller Staunen betrachtete er den alten Mann, der da vor ihm schwebte, gehüllt in ein blaues Seidengewand, die Hand einladen ausgestreckt und ihn grüßend. >>Ich hatte schon fast alle Hoffnungen aufgegeben.<< Ein Lächeln zeichnete sich auf dem faltigen Gesicht ab. Dort sahen Augen, die wie blind erschienen, milchig die Pupillen. Um die Glatze des alten Mannes wand sich ein Kranz aus dünnen, schneeweißen Haaren und das verwitterte Gesicht drückte Liebe und Behaglichkeit aus.
Rone’ s Arm durchsprudelte ein eisiges Stechen, als ihn einen der blauen Lichtstrahlen, die von dem alten Mann ausgingen, traf und unwillkürlich zuckte er zusammen, es war einem Kitzeln gleich, das nur auftrat, wenn es von etwas berührt wurde. In diesem Falle aber war es die Magie des alten Mannes, die alles außer den rechten Arm mit Wärme und Zuversicht umhüllten. Er war mehr in den erstaunenden Bann des Wesens geraten, als er ursprünglich wollte und so fragte er ohne sich weiter mit anderen Sachen aufzuhalten: >>Wer bist du?<< Es war ein harter Tonfall, doch der alte lachte nur gutmütig.
>>Rone. Endlich bist du zu mir gekommen. Ich habe so lange auf dich gewartet.<< Die Gestalt neigte den Kopf zur Seite. >>Komm zu mir. Drück mich.<<
Als Lee sich voller misstrauen nicht rührte, wiederholte der Geist seine Worte. >>Drück mich. Komm zu mir, mein Sohn...<<
>>Was willst du von mir, alter Mann?<<, unterbrach ihn Rone, verzweifelt darauf bedacht die Oberhand in dem Gespräch führen zu dürfen. >>Ich will mich nicht mit Spielchen aufhalten! Mich schlägst du nicht in deinen Bann!<<
>>Aber Rone, mein Sohn, was hast du?<< Die Augen schienen besorgt und er hatte die durchscheinenden Arme wie zu einer Umarmung ausgebreitet.
Er war unschlüssig. Was sollte er tun? Was war dieses Wesen? Ein Naturgeist? Verwegen schüttelte er den Kopf. Nein, nein, Geister tauchten nicht einfach so auf und riefen nach ihm, verlangten ihn zu umarmen. >>Warum nennst du mich als deinen Sohn?<< fragte Rone plötzlich und wartete skeptisch die Antwort der hellleuchtenden Gestalt ab.
>>Aber du bist doch mein Sohn!<<
Lee fühlte sich bestätigt. Er hatte gleich gewusst, dass dieses Wesen nur Unheil über ihn bringen würde und ihn belügen würde. >>Du bist nicht mein Vater!<< sagte Rone gelassen und nickte. >>Du bist ein Geist, wie jene, die wehrlose Wanderern auflauern, nur, um sie dann zu morden und in ihrem Blut zu baden! Ich kenne euch und eure Spielchen!<<
Langsam hob Rone seine Hand, gekrümmt wie zu einer Klaue, es war die rechte. Wieder pulsierte das Eis in kleinen Schocks in seinem Arm, wurde immer kälter und es war, als würde es sich von Innen in seine Haut fressen.
Erschrocken hob der Geist zum Schutze den Arm und die freundlichen Züge hatten sich in eine hasserfüllte Fratze verwandelt, die in schwarzen Schuppen schimmerte und glänzte, Augen hatten sich entblößt, die in einem stechenden rot funkelten und Zähne, auf welchen sich Gilb abgesetzt hatte. Finger waren zu Krallen mit langen, spitzen Nägeln geworden und das helle Gewand hatte sich zu einer ledernen Haut aus schwarzen Lappen geformt. In einem hellen Ton schrie das Wesen, als Rone eine kampfeslustige Mine aufsetzte. >>Nein! Nein...!<< Die Stimme schnappte über, erzitterte zu einem langanhaltenden Kreischen und dort, wo sich vorher eine lange Robe kurz über dem Wasserspiegel in Nichts aufgelöst hatte, prangten nun klauenbewehrte sehnige Beine, an welchen sich die seichten Wellen stockend brachen.
Lee grinste und keinen Augenblick später züngelten aus seinen Fingerspitzen blaue Flammen hervor, die in einem gleißendweißen Strahl gebündelt wurden und sich rasendschnell auf das Wesen zu bewegten, doch, man konnte es kaum glauben, wich das Wesen aus, verblasste an der Stelle, an welcher es erst gestanden hatte und tauchte einige Meter nähre an Rone auf, die Pranke zum Schlag erhoben. Sein Arm war innerlich fast schon ganz zu Eis geworden, schien vor Kälte sogar zu brennen. Der hellblaue Strahl schoss ins Leere und versiegte in der Luft, als wäre er nie da gewesen. Er erstarrte, als er die Klauen und Zähne in so einem Tempo auf sich zurasen sah und konnte sich vor Angst und Überraschung kaum rühren. Das Monster war seiner Magie einfach ausgewichen, einfach so, und hatte im selben Moment auch noch einen Gegenangriff gestartet, Rone konnte es nicht fassen und so war er unfähig sich zu rühren. Fast hatte die sichelförmige Klaue ihn berührt, das sprang die große