Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel

Moorkatze, ein Schatten im schummrigen Licht der Dunkelheit, aus dem Gebüsch hervor und riss das schwarze Wesen mit sich in den Fluss. In einem dunklen Gemenge aus Klauen, Schuppen und Zähne rangen die beiden Rivalen am Boden, schlugen, kratzten und Fauchten sich an, keiner der Beiden schien dem anderen gewachsen zu sein und so täuschten sie sich gegenseitig, um dann wieder von einer völlig anderen Seite anzugreifen und auf sich einzuschlagen.

Lee stand immer noch dabei, fassungs- und regungslos beobachtete er die Kämpfer. Was war dieses Wesen, fragte er sich, wenn es kein Geist gewesen war? Er war wie zur Salzsäule erstarrt. Hätte der Kater ihn nicht gerettet, wäre er jetzt höchstwahrscheinlich durch seine Unaufmerksamkeit überrumpelt worden. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was sich wirklich hinter der freundlichen Maske des alten Mannes verborgen hatte.

Endlich schien der Kampf ausgefochten, die Moorkatze rollte ihren Gegner auf den Rücken und zerfleischte dessen Kehle mit den stählernen Kiefer, riss und zerrte an dem Wesen, bis auch der kleinste Lebensfunken aus dem Tier gewichen war.

Nun sank Rone zusammen, kraftlos und hoffnungslos betrachtete er das vorerst silberne Wasser, was sich jetzt langsam mit dunkelrotem Blut färbte. >>Es... Du hast... Du hast es vernichtet...<< Seine Hände zitterten vor Anspannung. Die große Katze kam auf ihn mit hängendem Kopf zu, ein Blutstrom rann aus ihrer Seite, doch es war nicht so schlimm, als dass man es nicht hätte heilen können. Vorsichtig schmiegte der Kater sich an Rone, rieb seinen großen Kopf an ihn und schnurrte, während dieser seinen Arm um das Tier legte.

Seine Stirn in tiefstes Denken gehüllt ging er wieder zu ihrem Lager zurück und machte es sich immer noch etwas geschockt am Rande der Flammen bequem.

Rone saß diese Nacht noch lange am Feuer, gemächlich an seiner langen Pfeife kauend, die dünne Rauchfahnen in den Himmel stieß und der beißende Geruch wand seinen Weg durch die Düsternis. Neben ihm lag die große Moorkatze, ausgestreckt, freizügig gähnend, während ihre Zähne hell im Sternenlicht aufblitzten, und ab und zu leicht mit den aufgerichteten Ohren zuckend. Er hatte sich überlegt, ob er ihr einen Namen geben sollte, statt ihn immer nur Katze zu nennen. Aber außer dieser wohl beinahe belanglosen Frage quälte ihn die Tatsache, dass er noch nie solche seltsamen schwarzen Monster gesehen hatte, Dämonen, die von körperlicher Natur waren und sich hinter Masken der Realität versteckten. Midgard war kein Ort, an dem sich Schattenwesen aus dem Hel in die Welt der Menschen hinaufwagten. Naturgeister waren hier oben nichts ungewöhnliches, doch wenn sich solche gestaltlosen Wandler in den Wäldern herumtrieben, grenzte das an eine Unmöglichkeit. Das Gleichgewicht der bekannten Welt würde durcheinander gebracht werden, wenn diese unheilvollen Bestien auf die Jagd gehen würden und somit sofort sich selbst an die Spitze der Nahrungskette stellen. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich vorstellte, wie eines dieser Schattenwesen seine nadelspitzen Reißzähne und Klauen in den Pelz eines wehrlosen Tieres schlagen würde.

Alarmiert hob der Kater den Kopf und sah Lee hinauf.

Er konnte ihren wachsamen Gesichtsausdruck sehen, die Beharrlichkeit in den Augen Tieres. Er lächelte abrupt und nahm sich die langstielige Pfeife, die aus dem Holz einer altehrwürdigen Kastanie geschnitzt war, aus den Lippen. >>Ich werde dir einen Namen geben.<< Die Ohren der Moorkatze reckten sich ihm entgegen und ein heller Mondschimmer strich übe ihr seidenweiches Fell. >>Elessar, sollst du heißen! Es bedeutet lautloser Jäger.<<

Elessar wandte sich kurz ab, um dann mit einem behaglichen Schnurren zu ihm herumzufahren und ein grummelndes Geräusch aus den Tiefen seines Brustkorbes zu geben.

Wieder lächelte Rone und ließ seinen Blick dann in die Ferne schweifen. Der Nebel war weitgehend verschwunden, doch es war inzwischen schon so dunkel geworden, dass das beruhigende Flackern der Flammen gerade mal die Bäumstämme in der Nähe erhellte. Er erkannte die feingemusterte Rinde einer Fichte, die goldbraun schimmerte und das dichte Farngebüsch darunter, sah Eichen, die sich schlank in das trübdunkle Buschwerk über ihm mischte und deren Früchte darunter zwischen hellen Gräsern und trockenem Laub verstreut lagen.

Noch einige Zeit schaute er so, bis er dann schließlich nach dem rauen Lederbeutel an seiner Taille griff, den ledernen Verschluss aufzog und den Inhalt auf seine knochige Hand plumpsen ließ, ein Stein, vielleicht so groß wie sein Daumen, lag da, und das Licht der feurigen Flammen spiegelte sich grün in ihm. Dann war da plötzlich eine Regung in dem Stein, der in einem leichten, fast winzigen Granitblock eingeschlossen war, ein kurzes, aufflackerndes Leuchten, was Kraft in Lee’ s Körper zu senden schien, denn die eisigen Schmerzen in seinem Arm, verstummten und Wärme erfüllte ihn von der Hand an aufwärts. Das prickelnde Leben, das ihn durchflutete, schien sich vor seinen Augen zu materialisieren und langsam Gestalt anzunehmen.

Rone schloss die Augen und öffnete sie vorsichtig.

Der Gedanke war Wirklichkeit geworden und vor ihm stand der schwarze, gewandet in dunkle Tücher, hager und von großer Gestalt, die Fäuste herausfordernd in die Hüfte gestemmt.

Ungläubig zwinkerte der in lichtes Waldgrün gekleidete Wanderer, doch diesmal löste sich der dunkle nicht in Luft auf, sondern stand immer noch vor ihm, das Haupt in den Schatten der obsidianschwarzen Kapuze geneigt, sodass sein Gesicht zu einer düsteren Unkenntlichkeit verhüllt war. Er schien auf ihn zu warten.

>>Rone<< flüsterte eine Stimme, die sich anhörte, als stamme sie von vielen, und verbette dann, wie das Heulen eines Windhauches. >>Rone.<< säuselte es wieder und diesmal antwortete Rone.

>>Ich bin hier.<< sagte er ruhig.

>>Finde es!<<, befahl die Stimme und verhallte in einem sturmgleichen Brausen, wie ein unklares Echo, das von einem Berg zurückgeworfen wurde.

>>Was?<< Er klang nichtganz überzeugt von der Echtheit des Wesens und als er genauer hinsah, entdeckte er etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Der schwarze verschwamm ungefähr ab Kniehöhe zu einem flackernden Schatten, sodass er nicht zu stehen schien, sondern zu schweben, eben ein Geist der Natur. >>Belästige mich nicht, Geist!<< gab er trotzig zu hören und winkte ab.

>>Sieh hin!<< Der dunkle, ausgestreckte Arm zeigte genau auf seine Hand, die er zur Faust zusammengeballt hatte, als das Wesen erschienen war. Erst jetzt spürte Ecken und Kanten, die ihm hart und unnachgiebig ins Fleisch schnitten. Zögernd und den Geist mit ungläubigen Blicken taxierend, öffnete er die verkrampfte Faust und betrachtete den Runenstein. Er schien zu leuchten und in seinem Inneren schien das Licht einer kleinen, giftgrünen Sonne zu pulsieren, ein schienender Ball aus hellen Lichtfäden.

Überrascht sah er zu dem Anderen hoch und plötzlich erklang eine tiefe, wohltuende Stimme, deren Klang ihm das Gefühl von Geborgenheit verlieh und die er auf eine seltsame Art und Weise wiedererkannte.

>>Finde das Schwert, Rone, finde den schneidenden Schatten!<<, sagte die Stimme laut und klar, nur schien sie nicht von dem Schatten zu kommen, sondern direkt in seinem Kopf zu entstehen. Er erschrak, als sich plötzlich das Gesicht des Besitzers dieser Stimme vor seinem Inneren Augen zeigte.

>>Vater...<< flüsterte Rone und hob flehend die Hand, doch der dunkle brachte ihn mit einer herrischen Geste zum Schweigen.

>>Finde das Schwert, Rone Lee, finde den Schneidenden Schatten! Der Yggdrasil siecht dahin, der Hel speit Flammen und todbringende Dunkelheit aus. Finde das Schwert! Heile die Weltenesche!<< Während der Geist diese Worte sprach, formte sich vor seinem Körper ein schlankes Schwert, an dessen Griff eine Hand eine Brennende Hand empor hielt, eine goldene Verzierung, die imposant glitzerte. Um die Klinge herum wand sich ein rotglühender Flammenring, der sie ganz in sich einschloss und geheimnisvolle Energien ausstrahlte.

In diesem Moment begriff Rone, dass es nicht sein Vater war, sondern nur der dunkle, der die Stimme seines Vaters benutzt hatte. Er stellte sich dessen Antlitz vor, schweißnass, wie er immer nach der Arbeit war, das Lächeln auf dem großen, schmalen Mund, der lockige, weißgraue Haarkranz, der sich um seinen kahlen Kopf wand, die lustigen, hellblauen Augen, versteckt unter buschigen Brauen, und die kleinen Lachfältchen.

>>Zeige dich mir, Schatten, zeige dich mir mit deinem Wahren Antlitz.<< sagte er ruhig und auf seinem Gesicht entstand ein spöttisches Lächeln. >>Warum bist du gekommen?<<

Langsam hob der dunkle sein schemenhaftes Haupt, breitete die Arme wie zur Umarmung aus und aus den vermeidlich flackernden Schatten unter seinen Knien begannen sich Füße zu formen, die halb von einem schwarzen Kittel verdeckt wurden, der Rauch begann sich in Luft aufzulösen.

Als Rone Lee das Gesicht des Schattens sah, erstarrte das leichte Lächeln auf seinen Lippen und der Mann begann in seiner eigenen Sprache zu sprechen.

>>Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, Rone Lee!<< Der Aschblonde Dunkelelf ließ sich auf der anderen Seite des Feuers nieder. Seine Haut hatte die Farbe von steinernem Grau, die hellen Haare hingen ihm schnittig in die Stirn und aus den Augen waren so rot, das man das Gefühl hatte eine Frische Wunde zu betrachten. Er legte den Arm stützend auf das Knie. >>Die Zeiten des Wohlstands in unserem Land ist vorbei und...<<

Rone unterbrach ihn mit einem kurzen Winken und starrte
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