Fanfic: Ιŋςοмηiα ¤ Mysterious Legacy

Viele Menschen liefen in der grossen Halle umher, betrachteten Bilder oder andere eigenartige Gegenstände in Vitrinen. Ihr Vater trat neben sie. Deiri schaute ihn bedrückt an. Gearóid grinste: »Du brauchst nicht mit, wenn dir ein Museum zu langweilig ist. Ich seh mich auf jeden Fall mal um.«

Mit diesen Worten trat er in den grossen Raum und liess das Mädchen am Eingang stehen. Deiri murrte. Natürlich hätte sie sich auch gut etwas anderes ansehen können, oder sogar beim Auto warten. Ihre Blicke schweiften durch der Reihen der Menschen. Dann betrachtete sie eines der Bilder.

Nach einer Weile fand auch sie Gefallen an den Kunstwerken, denn schliesslich hatte sie einen Sinn für Kunst und Schönheit. Sie begutachtete die einzelnen Werke sehr genau, wunderte sich aber schliesslich doch, dass sie ihren Vater nirgendwo mehr entdecken konnte. Sie war doch bereits in allen möglichen Räumen gewesen, doch ihr Vater war wie vom Erdboden verschluckt. In einem weiteren Nebenraum, in dem sie allein zu sein schien, hielt sie an und seufzte. Wo trieb sich dieser Kerl bloss rum? Manchmal glaubte Deiri statt einen Vater noch einen Bruder bei sich zu haben. Und irgendwie verhielt er sich ja auch manchmal so, während ihr eigentlicher Bruder mehr wie ein Vater handelte.

»Wo steckt der denn bloss?« maulte Deiri und stemmte die Arme in die Seiten. Ich hab doch alles abgeklappert, wohin kann man denn in einem Museum verschwinden?

Schweigen erfüllte den Raum. Deiri blickte sich in der kleinen Halle um. Sie schien tatsächlich allein hier zu sein. In diesem Raum war es ungewöhnlich kalt. Zuletzt spürte sie einen kühlen Luftzug an ihren Beinen, dann glaubte sie das Atmen eines Menschen zu hören. Deiri sah sich verwirrt um. Ein sanfter Wind strich durch ihr Gesicht und spielte mit ihrem grünen Haar, welches sie hinten hochgesteckt hatte.

Langsam wandte sich sich um, sah den kleinen Korridor entlang. Dann setzte sie sich in Bewegung. Ihre Schritte wirkten unnatürlich, und sie stoppte völlig unvermittelt an einem Gemälde, welches rechts von ihr an der Wand hing.

Ruhig wandte sie sich ihm zu und betrachtete es lange eingehend. Ein Ritter, welcher ein Schwert mit einer glühenden Klinge hielt. Und ein rothäutiger Drache mit grossen Flügeln, der einen grellen Feuerschwall aus seinem Rachen auf den Ritter warf.

Deiri`s Blick wurde leer. Sie starrte tranceartig auf das Gemälde vor sich, und bemerkte dabei nicht den Mann, der neben sie getreten war. Ein grosser Mann mit schwarzer Kleidung und schwarzem langen Haar, welches er, ähnlich wie Deiri`s Vater, zu einem Zopf gebunden hatte. Auch er betrachtete das Gemälde sehr genau. Deiri sah langsam zu ihm hinüber. Und obwohl sie ihn bisher nicht wahrgenommen hatte, erschrak sie nicht.

Der Mann sah sie an und lächelte. »Ein interessantes Bild, wie?«

Deiri nickte und lächelte ebenfalls. »Ja.«

»Es sieht sehr lebendig aus.« bemerkte der schwarzhaarige Mann und wandte sich wieder dem Gemälde zu. »Die Darstellung ist schlicht, aber trotzdem fesselnd.«

»Sie kennen sich wohl mit sowas aus.« stellte Deiri fest. Der Mann nickte: »Ja, ich bin selbst Künstler. Zwar noch nicht sehr erfolgreich, aber ich arbeite daran. Hast du den Titel des Bildes gelesen?«

»Gothic...?« erwiderte das Mädchen fragend.

Der Schwarzhaarige lächelte. »Der Kampf eines Ritters gegen einen Drachen. Eine Konfrontation, wie wir sie aus vielen Märchen kennen. Doch diese hier erinnert mich an den Kampf des Ritters Siegrfreid und dem Drachen.«

Deiri sah ihn verwundert an. Der Mann bemerkte dies und schaute ebenso überrascht. »Du kennst die Geschichte nicht?« Deiri schüttelte den Kopf. Sie blickte zu dem Gemälde zurück.

»Siegfried von Xanten.« begann nun der schwarzhaarige Mann. »Es geht um die Sage des Nibelungenschatzes, den dieser Mann bewachte. Siegfried war soweit ich weiss ein Königssohn, welcher bei einer Art Köhler oder Schmied in die Lehre ging und sich selbst ein Schwert kreierte, dem er den Namen Balmung gab. Siegfried bekämpfte den Drachen, tötete ihn und badete in dessen Blut.«

Deiri verzog das Gesicht. »Wieso das denn..?«

Der Mann belächelte ihre Reaktion, erklärte aber dann: »Durch dieses Bad wurde Siegfried unverwundbar! Seine Haut wurde wie ein Panzer, kein Schwert konnte ihn noch verletzen!« Deiri schaute ihn verblüfft an. Dann runzelte sie die Stirn. »Das ist allerdings praktisch! Heisst das, er wurde unbesiegbar?«

»Nein.« entgegnete der Schwarzhaarige schnell. »Siegfried hatte einen einzigen Schwachpunkt. Ein Lindenblatt verdeckte eine Stelle zwischen seinen Schulterblättern, sodass das Drachenblut nicht dorthin gelangen konnte. Sein ganzer Körper wurde durch das Blut resistend, bis auf diese Stelle auf seinem Rücken.«

»Wusste es jemand...?« fragte Deiri plötzlich.

Der Mann schwieg kurz. »Ich kenne die Geschichte leider selbst nicht genau.« antwortete er endlich. »Aber ich glaube, dass jemand von seinem Schwachpunkt wusste und dieses Wissen ausnutzte, um Siegfried zu töten.«



Deiri sah auf. Sie betrachtete das Gemälde ein weiteres Mal. Diesmal sehr genau das Abbild des jungen Ritters, welcher drohend sein Schwert gegen den Drachen vor sich erhoben hatte. Er hatte rotbraunes Haar, sein Blick wirkte entschlossen, die Hand, in der er das Schwert hielt, kaum zögernd, und doch schien er abzuwarten. Ein langer schwarzer Umhang, dazu die leuchtende Klinge des Schwertes. Offenbar Licht, das von der spiegelartigen Oberfläche reflektiert werden sollte.

Der schwarzhaarige Mann beobachtete sie dabei eingehend. »Für mich haben diese Bilder hier alle die selbe Bedeutung.« sagte er trocken. Deiri hörte ihm zu, sah ihn jedoch nicht an. Sie blickte weiter starr auf das Gemälde.

»Man könnte glauben, diese Künstler machen sich nur um die selben Themen Gedanken. Bilder mit schönen Frauen, herrlichen Landschaften, oder diese, in denen Kämpfe auf Leben und Tod abgehalten werden.« Er wandte seinen Blick von dem Gemälde ab. »Und dabei geht es lediglich um den endlosen Kampf der beiden Mächte. Der Kampf zwischen Gut und Böse, und diese Fiktion, in der das Böse von Helden ausgemerzt wird. Die Menschen sollten inzwischen begriffen haben, dass man das Böse nicht auslöschen kann...«

Deiri blickte ihn ernst an. Dieser Mann schien sich da in etwas hineinzusteigern, etwas, das sie nicht verstand oder verstehen wollte. Und etwas, auf das er eigentlich gar nicht angelegt hatte. Plötzlich starrte der Schwarzhaarige sie völlig entgeistert an.

Deiri zuckte zusammen. Für ihren Gegenüber schien es, als würde sie auf ein Geräusch oder eine Stimme reagieren. Doch er hatte nichts gehört. Das Mädchen wandte sich um, schaute zurück zum Eingang des Raumes, doch dort war nichts. Neugierig wandte sich der Mann in die Richtung um, in die sie schaute. Einen Augenblick später kam jemand in die Halle.

»Deiri, da bist du ja!« rief Gearóid seiner Tochter zu. Doch als er den Mann erblickte, der bei ihr stand, blieb er plötzlich stehen. Auch der Schwarzhaarige war sichtlich überrascht.

»Hogan..? Das kann doch nicht wahr sein, was machst du hier?!«

Sein Gegenüber lächelte nur sarkastisch. »Freut mich auch dich wiederzusehen, Gearóid.« Doch dieser war natürlich alles andere als erfreut. Er wandte sich hastig an seine Tochter: »Deirdri, komm mit, wir gehen!«

Deiri fragte nicht lange nach dem Grund, sondern ging zu ihrem Vater hinüber. Wenn er sie schon bei vollem Namen nannte, musste es ernst sein. Gearóid packte sie beim Handgelenk und zog sie hastig aus dem Gebäude. Draussen auf den Treppenstufen riss sich das Mädchen los. »Sag mal, was soll das eigentlich?! Wer ist dieser Kerl, und woher kennst du ihn?«

»Naoise Hogan.« gab ihr Vater knapp zur Antwort. Einen Augenblick darauf begann es in der Ferne drohend zu grollen. Deiri sah auf. Der Himmel hatte sich verfinsterd, und dort hinten waren schwarze Wolken zu erkennen. Ein Windstoss fuhr durch das Haar des Mädchens.

Gearóid streckte seiner Tochter die Hand entgegen. »Komm jetzt, Deiri. Es wird bald anfangen zu regnen, gegen wir das Haus zurück, in dem wir gegessen haben.« Deiri reichte ihm die Hand und sie gingen die Stufen hinunter. Der schwarzhaarige Mann, Naoise Hogan, beobachtete sie vom Fenster aus. Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.



Schon wenige Minuten später begann es heftig zu regnen und zu stürmen. Dröhnende Donnerschläge liessen die Glasscheiben des Zimmers vibrieren und grelle Blitze zuckten quer über den dunklen Himmel. Ein wahres Unwetter, aus dem ein Gewittersturm wurde.

Demzufolge hatten sich Deiri und ihr Vater ein Zimmer in einem Hotel in der Nähe des Restaurants gemietet. Gearóid hatte kurzerhand beschlossen, heute nicht mehr nach Hause zu fahren, da es bei diesem Sturm fast unmöglich war, die Strasse vor sich zu erkennen. Deiri saß auf einem der beiden Betten und öffnete die Klammer, welche ihr Haar zusammenhielt. Die langen grünen Strähnen fielen über ihre Schultern.

Während Gearóid etwas in einem Nebenzimmer werkelte, sah Deiri sich in dem Raum um. Es sah recht trostlos aus. Vor dem Bett stand eine Holztruhe, auf die sie die Schatulle mit dem Erbstück gestellt hatte. Starr blickte sie auf das Kästchen, überlegend, es doch noch einmal zu öffnen und den wunderbaren Gegenstand zu betrachten.

In diesem Moment kam ihr Vater ins Zimmer. Er zog einen der Vorhänge zur Seite und sah hinaus. »Unglaublich, wie schnell dieser Sturm aufgezogen ist. Man kann kaum zehn Meter weit blicken.« Deiri sah zu ihm hinüber. Gearóid drehte sich zu ihr um, sah sie kurz an, und entdeckte dann die Schatulle auf der Truhe vor ihr.

»Deine Mutter sagte mir, dieser
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