Fanfic: Das Auge des Drachen 2
Kapitel: Das Auge des Drachen 2
Aloha!
Ich weiß... das hätte alles früher kommen sollen... hatte aber leider keine Gelegenheit. Und noch was. Ich hab zwar versucht, Ranma da mit rein zu bringen, hab dann aber gemerkt, dass er nicht so ganz reinpasst. Ähnlichkeiten im Charakter der Figuren können deswegen vorkommen... aber ich glaube ich sollte mal anfangen. Viel Spaß!
Kapitel 2: Der Alptraum Vergangenheit
„Ich muss hier raus!“
Das war alles, woran sie in diesem scheinbar bereits Stunden dauerndem Augenblick denken konnte. Nein... nicht ganz.
„Vater, wo bist du?!? Vater!!! Ich kann dich nicht sehen!“
„Lauf Rheya!! Hier bist du nicht sicher! Du musst so schnell laufen, wie du kannst!“
„Aber was wird dann mit dir?“
„Mach dir um mich keine Sorgen, du musst dich retten!“
„Aber... ich kann das doch nicht!“
„LAUF!!! Ich werde es schon schaffen!“
„Vater?? VATER!!! Wo bist du? Warum sagst du nichts!?“
Doch ihr Vater blieb ihr eine Antwort schuldig. Stattdessen sah sie nur noch die beängstigend hell lodernden Flammen und den tiefschwarzen Rauch; beides zusammen bildete ein gespenstisches Kontrastspiel aus Licht und Dunkelheit. Rheya wollte so schnell wie möglich zurückrennen und nach ihrem verschollenem Vater suchen, aber die drückende Hitze wurde immer unerträglicher und ihr Überlebenstrieb gewann letztendlich die Oberhand. Aber wie sollte sie sich retten können? Gab es überhaupt eine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen? Oder war alles schon verloren? Sie wusste auf all diese Fragen keine Antwort. Sie
rannte in die Richtung, in der sie den Schutz versprechenden Ausgang vermutete; sie konnte nur ahnen in welcher Richtung er sich befand, weil sie mit ihren inzwischen vor Qualm tränenden Augen kaum etwas erkennen konnte.
Als sie jedoch kurz vor der alten Holztür abstoppte und schon den Griff herunter drücken wollte, brach ein völlig ausgebrannter Dachbalken zusammen, der sie nur um wenige Zentimeter verfehlte. Sie konnte den heißen und trockenen Luftzug noch auf ihrer Haut spüren, der sich wie Dutzende heiße Hände an ihren Armen festklammerte, bevor sie erschrocken zurückwich, als Milliarden kleiner Funken aufstoben und sich tanzend wieder über eine größere Fläche verteilt absetzten. Kaum war das geschehen, drehte sie sich wieder um und starrte geschockt auf die Stelle, wo sich eben noch ihr Fluchtweg befand. Jetzt klaffte ein riesiges Loch im Boden, der durch die freigesetzten Kräfte beim Aufschlag wie Streichhölzer nach innen geknickt worden war und auch er hatte in der Zwischenzeit Feuer gefangen.
Panisch sah sie sich um.
Teils hielt sie Ausschau nach ihrem Vater, der so spurlos verschwunden war; teils blickte sie sich nach einer noch nicht brennenden und somit zumindest zeitweise schützenden Stelle um. Sie merkte, wie sie mit jedem schwerfälligem Atemzug immer weniger Luft bekam. Ihr Inneres fühlte sich so unerträglich heiß an, als würde es auch lodern. Würde sie jetzt sterben?
Wie lange war sie schon auf der Flucht vor den Flammen? Stunden? Minuten? Sie wusste es nicht.
Aber schließlich fand sie das, wonach sie schon so lange suchte; ein noch nicht von Flammen umzingeltes Fenster. Sie rannte so schnell sie ihre kleinen Füße tragen konnten hin, mit jedem Schritt spürte sie, wie die Hitze des Bodens durch ihre Schuhsohlen hindurch drang; riss das Fenster energisch auf und sog sofort die Abendluft in ihre Brust. Es fühlte sich so erleichternd an. Dann jedoch schlug ihr durch die Angst um ein Vielfaches verstärkter Gefahrensinn Alarm und holte sie in die tödliche Realität zurück.
Sie blickte mit einer raschen Kopfbewegung hinter sich. Die schier undurchdringliche Feuerwalze raste nun mit der doppelten Geschwindigkeit auf sie zu, als ob sie Rheya an der Flucht hindern wollte. Alles was sich diesem rotem Tod in den Weg stellte, wurde vernichtet als ob es gar nichts wäre, und Rheya wusste, dass mit ihr das Gleiche passieren würde, falls sie nicht schnell handeln sollte.
Sie hoffte inständig, dass ihr Vater einen anderen Weg nach draußen finden konnte und sprang unter dem Aufgebot ihrer letzten Kräfte in die Freiheit. Vor Schwäche leicht humpelnd rannte sie noch ein paar Meter weiter und blickte zurück auf das einstöckige Holzhaus, in dem sie die erste kurze Zeit ihres Lebens verbringen durfte.
Und als sie das brennende Gebäude sah, wusste sie es. Sie hätte nie gewagt so etwas auszusprechen, geschweige denn daran zu denken, aber dennoch wusste sie es. Sie würde ihren Vater nicht wieder sehen. Nie wieder. Sie hatte ihn für immer verloren.
Dann wurde ihr Bewusstsein in einem sanftem Schwarz umhüllt.
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Elf Jahre später. Trotzdem waren diese Ereignisse gerade erst passiert. Wie schon so oft...
Rheya schreckte blitzartig auf, der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn.
Wieder dieser Traum, dieser beängstigende Alptraum. Wieder und immer wieder träumte sie von dem Tag, der ihr Leben schon so früh zerstört hatte. Und immer noch war es so schrecklich wie am ersten Tag.
Manchmal sah sie auch was in den Tagen und Wochen geschah, nachdem ihr Haus und ihr Glück von einem Moment zum anderen in Flammen aufgingen. Dann blickte sie immer auf das kleine Mädchen, wie es so schwach und zerbrechlich vor ihr lag, als wäre es eine völlig andere Person.
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Ein kleines, hübsches Kind, gerade mal fünf Jahre alt, liegt auf einem ziemlich großem und bequem aussehendem Bett. Es ist Rheya.
Kaum öffnete sie wieder ihre Augen, kam sofort ein schlicht gekleideter Mann von etwa vierzig Jahren ins Zimmer und setzte sich behutsam zu ihr an das Bett. Rheya drehte ihren Kopf noch etwas schwach zur Seite und blickte ihm mit undeutbarem Blick in die Augen.
Der Unbekannte lächelte sie warm an und fragte mit beruhigender Stimme: „Weißt du, wer ich bin?“
Sein Gegenüber konnte diese Frage nur verneinen.
„Nun, ich bin ein Arzt. Und ich will dir helfen, wieder gesund zu werden. Wenn du magst, kannst mich auch Doc nennen. Das tun alle meine Freunde!“
Das Mädchen schwieg noch einen kurzen Moment, dann fragte sie: „Bin ich denn ihr Freund?“
„Wenn du mein Freund sein möchtest, würde ich mich sehr darüber freuen. Na, was ist?“
Diesmal blieb sie fast eine Minute still, bis sie sich zu einer Antwort durchringen konnte: „Ich weiß nicht. Ich kenne sie doch gar nicht. Und Vater hat gesagt, ich soll nicht mit fremden Leuten reden!“
Rheya blickte wieder auf die Daunendecke herunter, mit der sie offenbar jemand zugedeckt hat. Vielleicht war es ja dieser nette Mann gewesen. Doch dieser ließ bei der Erwähnung ihres Vaters seine Schultern hängen und blickte in Gedanken versunken an die gegenüberliegende Wand.
„Weißt du, dein Vater... nun, er ist...“ setzte Doc an, doch Rheya unterbrach ihn schnell: „Er ist jetzt im Himmel; und wenn jemand dort ist, kann man ihn zwar nicht mehr sehen, aber er ist immer da und passt auf die auf, die er liebt, man darf ihn nur nicht vergessen!“
Der Arzt starrte das Mädchen vor ihm erstaunt an.
Er konnte es einfach nicht glauben solche Worte aus dem Mund eines kleinen Kindes zu hören und deshalb fragte er: „Woher weißt du das alles denn so genau?“
„Das hat mir Vater erzählt. Ich konnte einmal nicht schlafen und bin deshalb aufgestanden. Als ich im Wohnzimmer etwas gehört habe und wollte ich nachschauen; da habe ich Vater weinen gesehen und gefragt, ob er Schmerzen hat. Er hat mir dann gesagt, dass ihm sein Herz weh tut weil er Mama so sehr vermisst.“
Der Mann, der sich Doc nannte, musste nicht nach ihrer Mutter fragen; er war selbst dabei gewesen, als sie bei der Geburt ihrer kleinen Tochter starb. Dabei hatte sie sich doch so sehr auf ihr erstes Kind gefreut. Und er hatte nichts für sie tun können, so sehr er es sich auch gewünscht hatte. Ihr Leben ist ihm wie Sand einfach durch die Finger geglitten.
Er schüttelte den Kopf um sich besser auf seinen jetzigen Patient konzentrieren zu können.
„Vermisst du deinen Vater?“ fragte er vorsichtig.
„Aber Vater ist doch immer bei mir in der Nähe! Und sein Gesicht werde ich bestimmt nie vergessen. Also wird er immer da sein!“
Er konnte nicht anders, er musste einfach lächeln. „Ja, du hast Recht. Weißt du, ich habe dich vorhin ohnmächtig auf dem Boden gefunden und dich hierher gebracht. Das hier ist mein Haus, und wenn du willst, kannst du auch bei mir wohnen. Dann können wir auch Freunde werden!“
Rheya sah ihn ein wenig unsicher an. „Dann mache ich doch bestimmt zu viel Ärger?!“
„Nein, das tust du sicherlich nicht! Du bist doch schon so groß und ein liebes Mädchen!“
Sofort war sie wieder hellwach. „Da kennen sie mich aber schlecht! Papa sagt immer, ich bin schlimmer als ein Wirbelwind. Und wenn ich was angestellt habe, weiß ich immer, dass er Recht hat!“
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Und so kam es, dass sie jetzt bei diesem netten Arzt lebte. Elf lange Jahre. Auch wenn er ihr nie ihren leiblichen Vater ersetzen konnte, so war Doc mit der Zeit einfach ein perfekter und wunderbarer Freund für sie geworden. Sie wusste zwar den Grund nicht, jedoch konnte sie ihm einfach alles erzählen, was auch immer sie auf dem Herzen hatte.
Obwohl...