Fanfic: - Die legendären Krieger von Rohan 5

Grasweiden, brachte den Geruch von Honig und süßer Feuchtigkeit mit.

Das glitzern des Tages versank, verbarg sich in den tiefen Falten des abendlichen Horizontes und Ausbrüche und Strahlen von flüssigem Gold, gefasst in einen kreisrunden pulsierenden Ball, wichen einer stetigen Kaskade aus drohenden Schatten und bedrückender Dunkelheit. Hügel, getaucht in gleißendes Licht, bildeten dunkle Umrisse vor der viel zu hellen Lichtquelle und das kühle Graurosa der Nacht sank über sie hinweg. Schatten standen an Hängen und auf Tälern, sich verzweigende Äste von Bäumen wiederspiegelnd, die bereits zwischen dem Feuer des Himmels verschwunden waren. Die Düfte der Sommernacht hielten Einhalt in den Ländern und breiteten sich auf luftigen Wogen in allen Ecken und Vierteln aus. Die wärme des Tages verblasste und gab eisiger Kälte und heulendem Wind die Oberhand, die nun wie von einer unsichtbaren Hand gesteuert über die Wälder und Felder brausten. Roggen, Hafer und Weizen wurde sanft in ihren Armen gewiegt und Bäume begannen zu Rauschen, die Schatten sich langsam zu verdichten und die vorherige Blässe des Mondes begann aufzuklären und nun erhellte mattes Silberlicht die vertraute Umgebung. Das helle Blau hatte sich in ein tiefes Schwarz gewandet, als der Mann die Hand von dem rauen Felsen nahm, und den Blick abwendete vor dem, was sich außerhalb seines Gefängnisses abspielte.

Die Tür, die zu seinem Zimmer führte, war nur schmal, das Holz bis auf wenige Stellen verrottet und an deswegen an vielen Stellen mit Eisen verstärkt. Der Türrahmen selbst war nicht das Problem, die Scharniere waren rostig, Bindungsmaterial bröckelte zwischen den Steinquadern heraus und so gab es auch viele kleine Spalte, durch die das Licht auch hinaus in den Gang fallen konnte.

Der Mann, er, hatte den noch nie betreten, so weit er sich erinnern konnte, und wenn er hinaussehen wollte, erkannte er nichts weiter als feuchtes, schwarzes Gestein, kleine, silbrig glänzende Wasserpfützen in Felsmulden und einen Stollen, der sich noch weit bis hinten erstrecken musste, aber durch die markelose Schwärze, die dort herrschte, war nichts zu sehen. Nur wenn ein Wächter kam, glomm in der Ferne ein Öllämpchen auf und lederne Stiefel schabten auf dem Stein.

Jetzt befühlte er mit den Fingern des Stoff seines Bettes, auf dem platz genommen hatte. Er war seidig und weich und man konnte sich hineinkuscheln und würde dann wahrscheinlich nie mehr aufwachen... Und so hatte er es unterlassen, hatte sich nachts vor dem harten Bettkasten auf dem kalten Boden im Schatten gekauert und war mutlos eingeschlafen. Er hatte keine Lust, sich in den sonnenerwärmten Teil des Raumes zu legen, er empfand es als zu allein; er konnte sich dort nicht geborgen fühlen. Das Bett und die Mauer gleich daneben leisteten ihm derweil bei seiner nächtlichen Ruhe Gesellschaft, und das war es, was er brauchte.

Er setzte sich auf den Boden hinunter, erhob seine leichte, dürre Gestalt und ließ sie auf den Stein sinken. Ganz nah spürte er die Kälte an seinen alten Knochen und er lehnte sich leicht zurück, legte den Kopf in die Ecke zwischen Bettkasten und Mauerwerk und drehte ihn dann einige Male prüfend hin und her. Es waren dünne, silberweiße Fäden, zerzaust und viel zu lang, die er spürte, seine Haare, die durch den druck seines fast kahlen Schädels gegen das Felsgestein gescheuert wurden, dünn und vereinzelt. Seine Haut war zerfurcht, von Narben übersäht und faltig, glich bis auf wenigem gegerbtem Leder, dass nach langen Tagen der Sonne und des Windes verwittert war. Der Mann war von der Sonne braungebrannt, doch dieser Eindruck ließ langsam nach, die Farbe verblasste und die dunklen Ringe unter und duzende von kleinen Fältchen um seine Augen wurden langsam aber sicher wieder sichtbar. Seine Augen strahlten in einem hellen, geheimnisvollem Blau, doch sie schienen bereits bar allen Lebens, waren trüb und milchig und über dacht von buschigen, schneeweißen Brauen, an einigen Stellen blutverkrustet. Sein Kinn war bartlos und voller Beulen und Narben, und sein Mund war schmal, die Lippen rissig und dünn, vertrocknetes Blut klebte an seinem Mundwinkel.

Trocken war seine Kehle und durstig machte ihn erst recht der in tiefem Silberweiß glänzende Fluss vor den hohen Zinnen des Bollwerks. Hunger hatte er schon lange nicht mehr und seine Gestalt gleichte einer zerrupften Vogelscheuche aus Reisig, trug nur die abgewetzte Lederkleidung in den Farben des tiefsten Dickichts des Waldes, die er schon bei seiner Gefangennahme getragen hatte und war so zerbrechlich, wie eine Scheibe aus hauchdünnem dünnem Glas. Einzig und allein der Tot mochte wissen, wann er ging. Seid langem schon hatte er das Gefühl, dass sich etwas Schwarzes, Leeres in ihm ausbreitete und er hatte schon viele Male in Gedanken mit ihm darüber gesprochen, hatte jedoch immer das gleiche gesehen.

Er zog die Beine an und schlang die Arme um sie, der Schatten und die Dunkelheit verdichtete sich und er konnte regelrecht spüren, wenn nicht sogar sehen, dass die Hitze des Tages in leichte dampfendem Nebel aus den ebenholzschwarzen Brettern des Bodens glitt. Auch sie waren morsch und alt und man konnte sie bedrohlich Knacken hören, wenn man auf ihnen ging und feiner Staub musste dann in den Raum unter ihm rieseln. Er fragte sich immer wieder, für welchem Zweck die Kammer unter ihm benutzt wurde, oder sollte sie etwa in Vergessenheit geraten? War es einfach nur ein bodenloser Abgrund, der darauf wartete, dass die obere Schicht barst und er hinabfiel, direkt in den Schlund der Hölle? Nein, er schüttelte vorsichtig den Kopf auf dem dünnen Hals und spürte seine letzten paar Haare, er wusste, dass es keine Hölle gab. Und auch keinen Himmel. Schatten regierten das Leben nach dem Tod, ruhelose Geister, die einem in Träumen erschienen und nach einem riefen, ihre Schreie zu endlosem Hoffen und leidvoll verzerrt...

Schabende Stiefel von draußen weckten ihn aus seinem Traum und er öffnete weit die Augen, suchend nach dem bekannten Licht der Öllampe.

Doch das Schaben ging vorüber, wie das Licht der Öllampe und die trostlose Dunkelheit blieb, schaffte aus dem beinahe behaglichen Raum ein Gefängnis, kalt und leblos. Dem Mann war kalt, er begann zu frösteln, sein Atem bildete neblige Wolken über ihm, und aus dem Eis und dem Schatten gegenüber schien sich eine Gestalt zu formen, ein Umriss noch, doch schnell größer werdend, als wäre ein unsichtbarer Teil der Wand hervorgehoben und von gezeichnet von Körperumrissen.

Der Schatten! heulte es in ihm auf sein dürrer Körper begann sich zu bewegen, seine Haust schabte aneinander wie vertrocknete Blätter und die kleinen, silbergrauen Härchen auf seinem Arm begannen sich zu kräuseln. Er stand vorsichtig auf und ein lauer Luftzug wehte ihm entgegen, er würde das Paradies betreten, erneut, und der Schatten würde ihm alles zeigen. Hinter seinen steinernen Zügen befand sich ein jungenhaftes Lächeln, das zu einem wilden Lachen überging, von dem auf der äußeren Schicht nichts zu sehen war. Der in schwarzes Tuch gewandete Schemen blieb, der Schatten in der Ecke zwischen wand und schmaler Tür blieb, das gestaltlose Wesen bewegte sich nicht, wartete, doch die zerschlissenen Umrisse seines Mantels begannen schon aus der Welt der Dunkelheit hervorzuleuchten...

Vorsichtig legte er sich auf seine Matratze, zog die seidige, meergrüne Decke über seinen Körper und spürte das Gewicht auf seinen Knochen wie Blei und der Schmerz pochte in den Wunden und schartigen Knochen. Das Feuer der Erwartung und Erbittung loderte, seine Qualen bürgten für das, was gleich kommen mochte, und so ließ er es geschehen. Es war wie eine sanfte Droge, der Genuss den Zukunft zu erblicken, was in der Welt vorging.

Ich werde sie töten! Alle! Die Visionen begannen und noch bevor er seine verkrampften Augenlider schloss, sah er, wie sich der treibende Vorhang aus Schatten und Dunkelheit um ihn herum zuzog, wie sich die decke der Düsternis über ihn legte und die Umrisse einer pechschwarzen Gestalt in weißen, hell gleißenden Lichtfäden zum Vorschein kamen.

Das Wesen war in einen langen, schwarzen Kapuzenmantel gehüllt, zerfetzt und an einigen Stellen zerschlissen, rußgeschwärzte, dort, wo sich nacktes, fiebrigheißes Fleisch befand. Dünn und Knochig und von einem schwarzen Netz überwebt waren die zu Klauen gekrümmten, langen Finger mit scharfen Klauen an den Spitzen und dort unter der weiten Kapuze eröffnete sich weite Leere, als blicke man in einen tiefen Tunnel, an dessen Ende kein Licht ist. Die Kreatur ging gebückt und ihre säuselnde Stimme war von Schmerzensschreien und dem lautstarken Heulen von Wind begleitet. „Erkenne...“ Es war ein tiefes Raunen, ein Befehl, der aus den Tiefen seines Gesichtes zu kam und in dem Kopf des Mannes zu vibrieren schien. Der Alte blieb regungslos, doch sein Herz begann zu klopfen und seine Lippen bewegten sich, als die Worte des Dunklen mit leiser, bebender Stimme nachflüsterte...

„Erkenne...“

„Höre...“, raunte der Schatten und aus seiner wohltönenden, jedoch beängstigend verhallender Stimme wurde ein schriller Schrei, in dem mehr als nur Leid mitschwang: Begierde, Hass, Erregung, Lust, Erfüllung... Tod; Der Ruf war gellend und zog sich lang und der Alte biss die Zähne fest zusammen, sog die Luft scharf und kühl durch sie hinein. Sein rasendes Herz schien gleich von innen seinen Brustkorb zu zerschmettern, als er nachzusprechen versuchte:

„Höre...“ Sein Leib zuckte, geplagt von Krämpfen und eine unbeschreibliche Last in seinem Kopf zerrte sein Denken hinab, scharfe Klauen hatten sich in sein Hirn gebohrt und zogen seinen Kopf mit den kargen, dünnen Haaren tiefer hinab, kämpften um den Besitz...

„Rieche...“ Das Geräusch von Luft, die scharf durch die Nase gesogen wurde
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