Fanfic: - Die legendären Krieger von Rohan 5

gellte durch die Schwärze der Nacht und Böen eisigen Windes streiften sein schweißnasses Gesicht, so dass er stark zitterte und der Frost sich in seine Fingerspitzen zu fressen begann, biss sich sein ganzer Unterarm taub vor Kälte anfühlte. Er hörte das Ein- und Ausatmen des Schatten deutlich und fühlte, wie die Luft weiter durch dessen Körper strömte und in einem Gemisch aus frischer und fauliger Luft endete.

„Rieche...“, schaffte er gerade noch herauszupressen, bevor er vor Schmerz und Kälte aufgeschrieen hätte, und klammerte seine Finger fest an den Saum der Decke, grub sie tief hinein und versuchte sie nie wieder loszulassen, ließ sie starr werden.

„Und sieh...“ Aus den dunklen Gewändern leuchtete plötzlich etwas auf, zwei rot Funken wie glühende Kohlen in der Nacht und sie strahlten das Feuer und die Vernichtung aus... Und der dürre, alte Mann erkannte zu spät, dass es nicht der Schatten, sondern der Tot gewesen war, der ihn zu so später stunde noch ereilt hatte.

Er riss die Augen schlagartig auf, die Pupillen waren seltsam gebleicht, schienen rissig und auf seinem Gesicht lag das Wissen über grausame Verdammnis. So genau hatte sich der Schatten noch nie offenbart... Er würde sie töten, alle, seine ganze Familie, er, der Mann im schwarzen Gewand und seine Zeit war gekommen. Nur stellte sich noch die Frage, wann er entschlafen sollte. Würde er diese Nacht noch überleben? Würde er einen weiteren Sonnenaufgang bewundern können? Würde die Düsternis des Nichts ihm erlauben weitere Stunden hier zu verbringen? Und wenn ja, wie viele? Waren es Tage? Oder etwa nur Minuten, Sekunden...?

Er schluckte und auf seiner Zunge lag ein schalschmeckender, leicht fauliger Belag, der seine Kehle und Lippen austrocknen ließ. Wieder hatte er Durst und die Leere in ihm schien zu wachsen. Seine hochgewachsene, aber kümmerlich dürre Gestalt mit den wirren Büscheln weißen Haares überall war gebrochen und wie mit einem mal schwerer zu bewegen.

Plötzlich war die Decke und die Matratze nicht mehr aus weichem Stoff, sondern aus drückendem Stein. Er fühlte sich, als hätte er Jahrhunderte durchwandert, alles in einer Sekunde und unglaubliche Schwäche wütete in ihm, marterte in seinen Muskeln und ließ sie schrumpfen. Etwas fehlte ihm, das spürte er, als wäre ihm etwas entzogen.

Und schlagartig wusste er, was es war.

Es war so einfach wie eine Feder vom Boden aufzuklauben, sie zu heben und zu betrachten. Nicht die Natur und das freie Leben draußen in den Wäldern waren es, die ihm fehlten, auch nicht Nahrung oder ähnliches...

Es war seine Magie.

Magie, die durch Jahrtausende hinweg fortbestanden war und ihm ein Leben von unnatürlich langer Dauer bereitet hatte, Magie, die ihm viele Dinge erleichtert hatte. Er vermisste das weißblaue Glimmen an seinen Fingerspitzen, unvergesslich war die Macht über Geist und Körper des anderen, die Macht der Zerstörung. Aber auch die der Wiedergeburt, denn jeder Tod bedeutete automatisch neues Leben, und Leben zu schenken war es, was ihm so viel Freude bereitet hatte, die Gewissheit auch etwas gutes getan zu haben im Leben... Dieses Feuer war nun in ihm erloschen, genommen von ihm, dem schwarzgewandeten Mann mit dem Schwert...

Er betrachtete mit schlaffen Blicken seine Hände, faltig, knochig und vernarbt waren sie, die Nägel an den Rändern verschmutzt und oftmals gespalten. Es waren Hände, die fest anpacken konnten, Hände die weich und zärtlich sein konnten. Aber vor allem waren es Hände, denen etwas genommen worden war, denn einst verstanden sie es mit Zauber umzugehen. Und nun war alles zunichte, das Leben ging zu Ende, seine Erbe würde wiederum Erbe für seine Nachkommen sein, seine Erben. Sie würden es lernen müssen mit einer fremden Kraft umzugehen, die sie anfangs nicht verstehen würden, doch der dunkle Onkel wird ihnen dabei behilflich sein, er wusste schon längst, was es mit der Hexerei auf sich hatte. Hart und einsilbig seine Antworten, kalt und beherrscht sein Auftreten, unnatürlich stark seine mentale Kraft, weise sein Rat, und zärtlich seine Hand. Der dunkle Onkel wird es wissen... Thron...

Nun wich das Leben aus ihm. Nicht sofort, sondern langsam und bestätig, der Sog der Schwärze hüllte ihn ein und seine Augen umwölkten sich in den Farben des Todes, wie Spiegel, Tore in ein anderes Reich, in ein Reich, dass von der Kälte der Nacht geprägt war.

Die Farbe seines Gesichtes verblasste schon, die schlaffen Züge ermatteten völlig, und übrig blieb einzig und allein eine leblose Hülle, in deren Augen sich die Angst vor dem Kommenden eingenistet hatte... Ja, er wird kommen, der dunkle Mann mit dem Schwert, sie zu vernichten ersuchen. Sein Zeichen wird der Schädel sein, Schädelträger wird er entsenden und die Brüder werden fliehen. Und ihre Flucht wird unendlich sein...

Ich werde sie finden und hinabstürzen in das Reich der Verdammnis!

Doch er starb nicht.

Das unmöglichste, was er sich vorstellen konnte, war passiert, er war nicht gestorben, dennoch war er bar allen Lebens. Er fragte sich, wie das kommen konnte. Was war mit ihm geschehen? Er war dem Tod nicht abgeneigt, sein Alter war hoch und er wollte endlich die Augen schließen, er wollte endlich ruhen.

Aber mehr geschah nicht.

Er war auf eine unerklärliche Zwischenebene gefangen, die er sich nicht im geringsten hatte vorstellen können. Nicht einmal gedacht hatte er an so etwas. Jedoch war es geschehen und es war ein Gefühl, was er nie gekannt hatte. Es war, als hätte er die Augen geschlossen und würde in eine unendliche Schwärze blicken, und wenn er seinen Körper zu bewegen versuchte, gehorchte nur eine vage Ahnung. In seinem Geiste entstand das Bild, in dem ein alter Mann den Arm hob, oder die Lider öffnete. Es waren verblichene Umrisse vor einer tiefen Dunkelheit und die Farben waren verwischt, wie als hätte jemand Wasser über ein Ölgemälde gegossen. Trostlosigkeit nagte an seinem Herz und er schämte sich, je nur eine Hoffnung an den Himmel oder die Hölle verschwendet zu haben, sondern gestand sich ein, dass der Tod wirklich nur aus Schatten bestand und das er jetzt auch nur noch ein Schatten war. Was für eine Ironie..., dachte er und wäre er noch bei vollem Bewusstsein gewesen, hätte er gelächelt. Und so wurde der Schwarze sogar noch im Tod über ihn Macht haben.

Eisige Krallen hüllten ihn ein, bargen ihn sicher in den Händen, doch er fühlte sich alles andere als geborgen. Er spürte das Eis durch den Stoff seiner dünnen Lederkleidung wie, als wäre es auf seiner Haut. Und er konnte sich ja nicht rühren!

Verzweiflung kam in ihm auf und verschwand in dem gleichen Moment, in welchem sie gekommen war, verblasste einfach, als sie zum Greifen nah war, löste sich auf, als verzweifelte Finger nach ihr griffen.

Tränen rangen die eingefallenen Wangen des Mannes herunter und er roch das Salz auf seiner Haut. Wenigstens etwas, was er fühlen konnte, überlegte er unsicher und fühlte sich allein. Die Kralle redete ihm ein, er wäre hier sicher, man könne ihm nichts tun, dies wäre sein Zuhause. Aber kaum hatte dieses düstre Wesen die Worte ausgesprochen, wusste der Alte, das es Lügen waren. Er versuchte sich zu wehren, doch die Klaue sträubte sich und hielt ihn nur noch fester, dunkle Magie webte ihre Bänder um ihn...

Sein Körper war schmerzerfüllt und er selbst so müde, dass er fast auf der Stelle zusammengebrochen wäre, hätte der Schatten ihn nicht gehalten. In seinem Kopf pochte es, Fluten von feindlicher Magie durchstoben seinen Körper, durchtränkten seine Arme und Gelenke und jagten den Schmerz bis in sein Hirn. Er wollte sich zerreißen, mit einem Mal alles von sich werfen und schlaff zusammensinken, doch sein unheimlicher Kerkermeister hielt ihn, wie er ihn all die Jahre in der kleinen Kammer gehalten hatte. Nun wusste er, was mit jenen passierte, die ausbrechen wollten. Zwar hatte er es geschafft, war jedoch dafür in ein weiteres Gefängnis gelangt, ein Gefängnis, dass noch schrecklicher war als alles, was er je durchgemacht hatte.

Das Blut stieg ihm in den Kopf und pulsierte dort, als er das Haupt kraftlos senkte. Fest biss er die Zähen fest zusammen, spannte die Wangenknochen und überhaupt alle Muskeln in seinem Körper an, als könne ihn allein das von seiner schrecklichen Last befreien.

Ich bin alt. Willst du mich wirklich noch quälen?

Was hast du davon?

Wie lange willst du es noch tun?

Hätte er gekonnt, hätte er geschrieen als unerträgliche Wut in ihm aufstieg.

Töte mich!

Töte mich jetzt!

Die Antwort kam schneller und war überraschend realer, als er es sich hatte träumen lassen. Die Stimme war tief und gefasst, zeugte von großer Selbstsicherheit und verklang mit einem leisen Anflug von Spott. „Nein. Ha, ha, ha, ha…“ Das Gelächter war dumpf und hohl und das Gesicht des Sprechers lag im Schatten. Der alte Mann erschauderte, als er den Kerkermeister plötzlich wie aus verschlafenen Augen anstarrte. „Du hast mich nicht erwartet, alter Mann. Ha, ha, ha…” Wieder verklang sein Lachen dumpf und hohl, wie der Hauch eines Windes.

Der Alte öffnete die Augen weit, bis sie beinahe Gelb hervorstanden und die kleinen Falten vertieften sich. „Zolle einem weisen vom Leben geprüften Mann Respekt, Ramhad!“

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