Fanfic: - Die legendären Krieger von Rohan 6

Kapitel: - Die legendären Krieger von Rohan 6

Die ausgemergelte Figur grinste und bewegte sich wie eine Marionette ins Licht. Er hatte schlechte Haut und sein struppiger, rostroter Bart war ungewachsen, seine Augen waren unergründlich tief und lagen in ihrem eigenen Schatten. Das Gesicht war von Narben zerfurcht und das Haar wirr und geblichen wie Stroh. Rotbraune Gewänder schlossen seine breite, hochgewachsene Figur ein und seine Arme waren dick und seine Züge kantig. Ramhad wirkte in dem feingesponnenen Licht des Mondes karg und alt, doch sein Körper war von junger Gestalt, hatte dicke, muskulöse Arme und der kleine Anhänger um seinen Hals, der einen Totenschädel darstellte, schimmerte silbern. Der Mann schnaufte und hinter seinen Augen schien sich etwas zu wandeln und der Ton, mit dem er jetzt mit dem Alten sprach, war ruhig und schlich. „Vielleicht habt ihr euch bereits gefragt warum ich komme.“

Sein Gegenüber schüttelte überraschend schnell den Kopf und seien Züge blieben Starr und misstrauisch. „Nein. Ich habe mich gefragt, warum ihr mich gefangen haltet, Wandler.“

„Redet nicht so mit mir!“, brach Ramhad fast zornig hervor und machte einen großen Schritt auf die klägliche Gestalt des Alten zu, während er drohend den Finger hob. „Aber ich will eure Frage beantworten.“ Er zog Stuhl aus der Dunkelheit, als wäre dieser schon immer da gewesen und setzte sich darauf, so, dass er jederzeit aufspringen konnte. Seine Muskeln spannten sich und er wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn, bevor er den Anderen mit seinen unheimlichen Augen anfunkelte. „Die Eisfrau macht euch an Angebot, alter Mann! Nehmt an, oder verfallt wieder Qualen des Schattenreiches.“

„Was für ein Angebot, Wandler?“

Die brüchigen Augen des Anderen leuchteten erregt, doch er wischte den groben Ton des Mannes mit einer endlichen Geste beiseite. „Euer benehmen lässt zu wünschen übrig, Timotheus! Ich werde eure Frage trotzdem beantworten.“

Timotheus. Das war also sein Name. Plötzlich kam ihm die Erinnerung und es war, als hörte er seinen Namen seit vielen Jahren das erste Mal.

Als Ramhad das Wiedererkennen und die Erstaunung in den Augen und Zügen des ehemaligen Magiers sah, grinste er breit, doch es war eher eine hässliche Grimasse als ein höhnisches Lächeln. „Ach ja, euer Name. Auch das Gehört in einem Gewissen Bezug zu Melwiora’ s Angebot.“ Er wartete einen Augenblick. „Stimmt ihr nun zu?“

„Was für ein Angebot?“, fragte der Alte forsch, doch eine plötzliche Gefühlsregung des Wandlers ließ ihn zusammenzucken. In seinen Augen schimmerte für einen Moment Angst.

„Ihr habt keinen Recht danach zu fragen! Doch ich sage es euch trotzdem!“ Er beugte sich leicht vor. „In euch schlummert eine große Macht, die ihr glaubtet entdeckt zu haben. Doch ihr habt euch geirrt, Alter! Genau so wie ihr euch mit der Anzahl der Tage in diesem Verließ geirrt habt!“

Timotheus stutzte. War er wirklich schon so alt, dass er sich in der Schätzung von Jahren erinnerte? Aber er hatte sich auch nicht an seinen Namen erinnert. Also warum sollte er sich dann an die genaue Zeit erinnern? Er hatte mühe sein Verlangen nach dem Wissen nicht preis zu geben, denn das würde Ramhad, wenn er wirklich so hieß, sofort bemerken und ausnutzen. Er erwog den Gedanken mehrmals und kam zu dem Schluss, dass dies längst nicht alles sein konnte, was der Wandler ihm zu sagen hatte. Was wollte er ihm anbieten? Was könnte für ihn noch in seinem Alter für Belang sein? Er wusste nicht was er sagen sollte. Waren seine ganzen Erinnerungen an die vorangegangenen Tage etwa falsch? Hatte Ramhad ihm nur glaubend gemacht, um ihn für eine gewisse Zeit außer Gefecht zu setzen? Die Fragen drängten und reihten sich eng hinter seiner Stirn auf und ein bedrängender Schmerz durchlief sein Haupt, sodass er für einen kurzen Moment das Gesicht zu einer Grimasse ziehen musste. Was passierte da draußen, was er nicht verstand? Und was war der Sinn dieses ganzen Komplotts? Warum wurde dieses Vereinigung zu schaffen?

„Timotheus!“ Der Mann schrie fast und schon holte seine klotzige Hand aus, um ihn zu schlagen. Doch dann verharrte er einige Minuten so und nahm schließlich die drohende Geste herab. Er atmete tief durch. „Ich merke, ihr wollt erst einmal darüber nachdenken, was jetzt alles ans Tageslicht getreten ist. Nun gut.“ Er schürzte die Lippen. „Ich werde demnächst wiederkommen. Wartete nicht auf mich. Ich komme, wann es mir beliebt und wann ich denke, dass es euch soweit wieder gut geht.“ Dann bemerkte er den flehenden Blick in den fast blinden Augen und etwas keimte in ihm auf, was der Kerkermeister zuvor noch nicht gekannt hatte. „Ich mache euch einen weiteren Vorschlag.“ Der Alte Mann schien aller Hoffnung beraubt, die Anfängliche Stärke war verflossen und nun wehten nur noch vorsichtige Luftzüge auf den großen Kerl zu. Zu schnell würde er vergehen, wenn man ihm nicht helfen würde, dachte Ramhad. Er hat nicht damit gerechnet, das es etwas gibt, was seine Gegner von ihm wissen, das er nicht einmal selber weiß und somit seine Abwehr durchbrochen, seine Verteidigung geschlagen. Es würde wirklich mit ihm zuende gehen, wenn jetzt nichts dagegen unternommen werden kann. Der einfältige Alte hatte ihn herausgefordert, und er hatte gesiegt, nun sollte er als guter Gewinner dem Verlierer neue Hoffnungen machen, also sagte er, als sich der wie zu Stein erstarrte Blick Timotheus’ erhob: „Ich werde dir erlauben dich im Hof umzusehen und dort wirst du mit einigen meiner Männer reden. Ich glaube, etwas Bewegung würde dir nicht schaden. Trainiere mit einem von ihnen wenn du willst, erlange die verlorene Kraft neu. Aber,“ Drohend hob er den Finger, während er bereits wieder aufgestanden war. „gehe nie bei Nacht nach draußen!“ Ramhad verschwand so schnell, wie er gekommen war, einen Wimpernschlag lang stand er in im Schatten der Tür und verschmolz dann mit dem rauen Stein und der Nacht. Timotheus verspürte einen kühlen Luftzug, als Ramhad verschwand.

Jetzt dachte er, dass er den Wandler nicht hatte gehen lassen sollen, sondern ihn so lange hinhalten, bis er ihm das Rätsel freiwillig verriet, ohne, dass er auch nur in irgendeiner Weise etwas versprechen musste.

Die nacht war lang und der ehemalige Zauberer fröstelte Leicht und konnte nicht schlafen, dafür war er viel zu erregt. Er saß dort immer noch im Schatten, die knorrigen Hände wie Wurzeln starr übereinandergelegt, die Beine angezogen und den Blick auf die Wand gerichtet, in welcher der Kerkermeister verschwunden war, als sich wieder etwas bewegte, ein ungenauer Schemen.

Diesmal kam die Herrin selbst...



Blut rann, tropfte in dünnen Schnüren von der Spitze des silbernen Schwertes herab und tränkte die Erde, verlief sich in seltsamen Mustern mit etwas schleimigen. Schwer ging sein Atem, kraftlos seine Bewegungen und zerrissen seine Kleider. Hatte er gewonnen? Hatte er es geschafft? Hatte er die heranbrechenden Dämonen besiegt? Er glaubte es nicht. Wenn er sich recht erinnerte, waren es mehrere Duzend gewesen, die da auf ihn eingedroschen hatten. Konnte es sein, dass er noch lebte? Die blütenweißen, kurzgeschnittenen Haare waren rot gefärbt, dort, wo die Kopfhaut verletzt war, sein Gewischt schweißbedeckt und Dreck und blutverschmiert, in seinen Augen herrschte ein ungläubiger Ausdruck. Hatte er es wirklich ganz allein geschafft, sich gegen diese Überzahl an Gegnern zu wehren? Er versuchte sich zurückzuerinnern, und während er das tat, wurde seine Brust von Schmerzen gepeinigt, die tief darin eindrangen. Seine Zähne waren verbissen, als er an den unmöglichen Kampf nachdachte. In ihm kamen Bilder der Schlacht hervor, wie er sich durch die Dämonen schlug wie ein Schiff, dass sich seinen Weg durch den Sturm bahnte. Es war viel Blut vergossen worden, schon wieder und schließlich hatte er gewonnen. Klauen hatten nach ihm gegriffen, ihn aber nicht erreichen können, da die Wut ihn ausgedörrt und der Verlust gehärtet hatte. Wie ein unsichtbarer Schatten war er unter seine Feinde getreten, hatte einen nach dem Anderen zu Boden gerungen und stand nun noch las einziger, um ihn herum häuften sich die Toten Leiber. Allesamt waren sie steingrau und ihre Gesichter waren grausam und schmerzlich verzerrt und sie waren Aufgeschlitzt, geköpft oder erstochen. Übelkeit kroch in ihm hoch wie eine Woge heißer, schäumender Dickflüssigkeit. Doch er übergab sich nicht, sondern schluckte die Galle tapfer herunter. In seiner Kehle brannte es und er unterdrückte ein Husten, zu dass ihn sein Körper zwang. Noch nie zuvor hatte er so einen Kampf erlebt gehabt. Die Wandler waren gekommen und er hatte sie vernichtet, sich wie eine weiße Wand der himmlischen Reinheit ihnen entgegengestellt und ihnen seine Art der Magie beigezollt. Waffen und tote Körper, zerschlissene Kleidungstücke und zerbrochene Äste und Stämme lagen um ihn herum und er atmete einmal tief ein. Es roch nicht nach Tod oder Verwesung, denn der Regen hatte all den dämonischen Schleim und das Blut und den stickigen Geruch fortgespült. Einzig und allein die reinliche Luft war geblieben, die kühle Frische der Nacht hatte sich mit Tau über alles gelegt und sanfte Nebel strichen zwischen den knorrigen Stämmen der Bäume hindurch. Das erfrischende Nass hatte sich nach einigen Minuten gelegt und prasselte nun nicht mehr aus der schwarzen Decke der Wolken, statt dessen hatte sich der Nachthimmel geöffnet und ein weiter, samtener, schwarzer Mantel war zum Vorschein gekommen, ein Umhang, gewebt aus den silberweißen Gestirnen und den unendlichen Weiten des Weltalls.

Unendlich...

Er sprach das Wort mehrere Male im Geist nach. Ob es in einen dieser unzähligen Welten da draußen wohl etwas anderes als nur Grausamkeit, Krieg und Tod gab?

Freiheit...

Geborgenheit...
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