Angela Alexandra Livingston, die von ihren wenigen Freunden und den Kollegen „Big AL“genannt wurde, war nicht normal.
Ihr Aussehen, freilich war eher als „Durchschnitt“ zu bezeichnen. Weder war sie auffallend hübsch ,groß gewachsen, noch war sie entstellt und trotzdem entsprach sie nicht ganz dem aktuellen Bild einer anständigen Frau.
Es begann damit, dass Angela sich strickt weigerte Kleider oder Röcke zu tragen. Sie schminkte sich nicht und kastanienbraunen, langen Haare trug sie zumeist in einem losen Knoten gebunden. Für die Frauen in ihrer Nachbarschaft war sie ein Skandal, sie verstanden nicht, warum man in so einer großen Stadt wie London so herumlaufen konnte. Ihrer Meinung nach war es kein Wunder, dass die Junge Frau immer noch keinen Mann an ihrer Seite hatte. Sie war berufstätig und soweit ihre Vermieterin verstanden hatte, arbeitete Angela als Detektiv. Auch etwas, was die feinen Damen nicht verstehen konnten.
Ja, Angela war Privatdetektiv. Und zwar genau jener Detektiv, der seit mehreren Jahren schon „Yard´s Engel“ oder „echter Holmes“ bezeichnet wurde. Natürlich war nicht zu verhindern gewesen, dass Berichte nebst Fotos von ihr in der Zeitung auftauchten, aber wo es nur ging vermied Angela über sich , ihre Arbeit, ihr Leben.
Ihr Büro befand sich drei Straßen vom Yard entfernt und sie brauchte jeden morgen gut eine Stunde um dorthin zu kommen. Aber so konnte sie ihr Privatleben einigermaßen schützen.
Trotz ihrer Bekanntheit war die Auftragslage nicht immer so gut, dass sie ihr Leben finanzieren konnte und so hatte sie noch einen „Nebenberuf“.
Die Bibliothek des britischen Museums war immer schon eine ihrer Leidenschaft gewesen. Ihr Ziehvater arbeitete dort. Und er hatte es möglich gemacht, dass Angela als „Aushilfbiblothekar“ in den riesigen Archiven arbeiten konnte, wenn sie Geld brauchte