Fanfic: Just I knew Ryuuzaki

Kapitel: 1 Jahr später : Eine gewagte Theorie

Kapitel 1 : Ein Jahr später: Eine gewagte Theorie


Es war geschehen. Ich hatte es mir nicht eingebildet.
Es war wirklich geschehen und so sehr es mich auch zerreißt, ich kann nichts dagegen tun. Es ist vorbei. Die Zeit heilt meine Wunden nicht. Sie bleiben offen. Für immer...


Arashi strich sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und stützte sich mit der Hand gegen den Tisch. Ihr Blick wanderte von ihren Schulbüchern, hin zum Fenster, aus dem ein betörender Duft drang. Herbst...
Doch diese Jahreszeit konnte sie nicht mehr fröhlich stimmen. Im Gegenteil. Der Herbst erinnerte sie immer an Dinge, die sie zum Weinen brachte. Schöne Dinge. Erinnerungen.

Sie folgte kaum dem Unterricht, meldete sich nur, wenn man sie aufrief und verbrachte auch die restliche Zeit lieber allein.
Es waren 9 Monate vergangen, seit ihre Träume auf grausame Weise geendet hatten. 9 Monate...

Sie fragte sich, wie sie über diesen Verlust hinwegkommen sollte und sie kam zu der Erkenntnis, dass sie es niemals über sich bringen würde, ihn zu vergessen oder die Nacht, in der er sie verließ. Nie...

»Yoshino?«
Als ihr Name aufgerufen wurde, blickte sie auf. Sah in die enttäuschten Augen ihres Lehrers. Sie ahnte bereits, was er dachte. >Was ist nur aus dir geworden? Du warst einer meiner besten Studenten.<
Aber sie konnte und wollte ihm darauf keine Antwort geben. Er würde es ohnehin nicht verstehen können. Sie erhob sich von ihrem Platz, sie hatte die Frage nur beiläufig mitgekriegt und wartete darauf, dass ihr Lehrer die Aufgabe noch einmal stellen würde.
»Übersetze den Text auf der Tafel ins Englische.«
Sie sah hin, erkannte, dass es ein Songtext war und augenblicklich wurde ihr schwer ums Herz. Sie kannte den Text. Leise fing sie an zu übersetzen:

»Every night in my dreams, I see you. I feel you...
That is how I know you go on...
Far across the distance and spaces between us. You have come to show you go on...«

In ihrem Innern spürte sie, wie etwas zerbrach. Es war ihr Herz, dass von unsagbarem Kummer überwältigt wurde, dass sie hoffte, nicht weiter übersetzen zu müssen.
»Sehr gut. Mach weiter.«, lobte ihr Lehrer und ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
Arashi sah voller Trauer auf die zweite Zeile:

»Love can touch us one time and last for a lifetime and never go till we're on....«

»Was sollen diese Zeilen bedeuten?« Die Frage war an die ganze Klasse gerichtet, während Arashi die eben gesagten Worte in sich aufnahm. Statt der anderen beantwortete sie die Frage:
»Es ist das Lied einer Liebenden. Sie sagt, dass sie ihren Liebsten nachts in...«, sie stockte für einen Moment. »...nachts in ihren Träumen sieht. Er ist gekommen, um ihr zu zeigen, dass das Leben weitergeht...«

Die Blicke ihrer Klassenkameraden richteten sich auf sie. Sie starrten gebannt auf ihre Lippen, auf die Erklärung über das Lied. Arashi sprach seit langem wieder von selbst. In den letzten Monaten war sie wie verändert. Aus dem sonst so lebenslustigen Mädchen, war ein stummer und ruhiger Mensch geworden. Ihre engsten Freunde, die Studentin Yukari und der Student Masayoshi sahen sie überrascht an. Die Freude aber auch die Neugier war in ihren Augen zu erkennen. Endlich ging Arashi wieder aus sich heraus. Wenn sie doch nur gewusst hätten, dass ihr dieses Lied das Herz zerriss und eine Wunde, die ohnehin schon tief genug war, nur noch tiefer machte.
»Sie spricht von der einzig wahren Liebe und der Erfüllung, die sie mit sich bringt. Die Liebe kann uns einmal treffen und ein ganzes Leben andauern und niemals aufhören, bis...wir eins sind.«

Ihr Lehrer sah ihr sprach entgegen. Seine Schüler taten es ihm gleich. Diese bewegenden Worte, aus tiefem Herzen gesprochen, hinterließen einen großen Eindruck.
»Das hast du sehr schön gesagt, Arashi. Bitte melde dich doch mehr. Du weißt deine Worte wirklich sehr gut zu gebrauchen.« Dies gesagt, setzte sich Arashi wieder und ihr Lehrer, froh alte Zeiten in seiner Studenten wieder aufleben zu sehen, schrieb den Rest des Liedes an die Tafel.

Das lange, schwarze Haar fiel Arashi in die Augen, verdeckte die rot gewordenen Lider und die leisen Tränen, die ihr das Gesicht hinunterliefen. Sie weinte, still...für sich. Dieses Lied hatte begrabene Erinnerungen in ihr aufgeweckt. Erinnerungen, die sie immer an den Menschen in ihrem Herzen erinnerten.
Lawliet.
9 Monate. Seit so vielen Monaten war er schon tot. Begraben unter stickiger Erde. An einem Ort, den er nie mehr in seinem Leben verlassen würde.
Leben...
Es war so ungerecht. Warum musste er sterben? Was hatte er falsch gemacht?
Er hatte ihm vertraut... Arashi hasste den Mann, der für Lawliets Tod verantwortlich war. Sie hasste ihn aus tiefsten Herzen und sie konnte seine roten Augen einfach nicht vergessen. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss und versuchte an Lawliet zu denken, erschienen ihr diese verdammten Augen. Teuflisch. Sich für Gott haltend.
Yagami Raito... Ein normaler Schüler, wie sie oder die anderen. Ein normaler Mensch.... Nein. Normal war das falsche Wort. Wie konnte jemand normal sein, der mit einem Buch unschuldige Menschen umbrachte?

In einem unbeobachteten Moment wischte sich Arashi die warmen Tränen weg. Nicht ahnend, dass ihr Mitschüler Masayoshi Asano sie mit einem erschrockenem Blick ansah. Er hatte die Tränen gesehen und sich gefragt, warum sie so litt. Was war es, dass sie so sehr verändert hatte? Seit dem 5. November letzten Jahres war sie wie ausgewechselt. Was war in dieser Nacht mit ihr geschehen? Sie wollte es ihm und ihrer Freundin Yukari nicht verraten. Sie schwieg. Und mit diesem Schweigen fing eine Freundschaft an zu brechen.
Das erlösende Erklingen der Schulglocke veranlasste die Studenten freudig aufzustehen und sich auf den Flur hinaus zu begeben. Arashi saß noch einige Zeit bewegungslos auf ihrem Platz. Ihr Blick richtete sich auf die Tafel und die schrecklich süßen Worte. Er würde nicht in ihre Träume wiederkehren. Nie wieder. Es ist vorbei...es endete, in jener Nacht...
Sie stand auf, packte ihre Sachen und warf sich die Schultasche über die Schulter. Sie hielt es keine Sekundelang mehr in diesem Raum aus. In einem Raum, in dem sie jeden Moment an ihn erinnert wurde. Schnellen Schrittes ging sie aus der Tür, doch im letzten Moment hielt sie jemand an ihrem Handgelenk fest.
»Was ist los, Arashi? Wohin gehst du?« Es war Masayoshi.Seine Augen waren voller Besorgnis und sein Blick verriet, dass er nicht bereit sein würde, sie gehen zu lassen.
»Ich fühle mich nicht wohl...ich gehe nach Hause.«, log sie, ohne ihm in die Augen zu sehen.
»Dann leg dich doch auf die Krankenstation hin, bis es dir besser geht.« Er zog den zierlichen Körper der Schülerin zu sich.
»Nein, ich gehe nach Hause.«, sagte sie bestimmt und entzog sich ihm. Ihre Uniform raschelte leicht im Gehen, als sie den Flur entlang schritt und den armen Masayoshi stumm stehen ließ. Es hatte keinen Sinn sie zur Umkehr zu bewegen, dass wusste der 21-jährige Student. Wenn Arashi sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, auch wenn es nur die Entscheidung war nach Hause zu gehen, dann war sie davon nicht mehr anzubringen. Zumindestens in dieser Hinsicht hatte sie sich nicht verändert.
Was war nur mit ihr los? Was war aus dem fröhlichem Menschen geworden, der für alle Späße zu haben gehabt war? Was war aus dem Mädchen geworden, dass man einfach nur gern haben konnte. Wo war ihr Lächeln, dass einen so bezauberte und dass einem die Luft zum Atmen nahm?


Arashi trat aus dem Gebäude, der herbstliche Wind strich ihr die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und kühlte die heißen Wangen. Sie liebte den Wind, doch selbst jetzt konnte er ihre Stimmung nicht heben. Nichts konnte ihre Laune bessern, nichts, dass zu erreichen war.
Sie trat den Heimweg an, den Blick stets zu Boden gerichtet und hing ihren Gedanken nach. Denselben Gedanken, denen sie die letzten 9 Monate nachgehangen war. Immer waren es die gleichen. Immer dachte sie nur an ihn:

Du warst ein Narr...warum hast du ihm vertraut? Es wäre alles anders gekommen, hättest du ihm nur nicht vertraut...aber was sage ich...
Lachende Kinderstimmen drängten sich an ihr Ohr und sie musste sich an einen Traum vor fast 10 Jahren erinnern. Es war Sommer gewesen und Lawliet sah aus seinem Fenster. Beobachtete die Kinder im Garten, die spielten und ihr schreckliches Schicksal Waise zu sein vergasen. Er konnte es nicht vergessen. Die Tatsache keine Eltern zu haben, trieb ihm jedes Mal die Tränen in die Augen, sodass er Trost bei Watari zu suchen hatte. Er nahm seinen Schützling in den Arm, strich ihm behutsam über den Rücken und versuchte ihm die traurigen Gedanken auszutreiben.
Es gelang ihm nicht jedes Mal, doch Lawliet freute sich, dass es überhaupt jemanden gab, der ihn in den Arm nehmen konnte. Überhaupt jemand....

Wie gerne wäre sie diejenige gewesen, die sich seiner annahm. Wie sehr wünschte sie sich jetzt, ihn in ihre Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. Wie gerne...
Aber es war nur ein Wunsch, der nie in Erfüllung gehen sollte. Ein Traum, der allmählich an Konturen verlor. Das Lachen verschwand und mit ihm auch das Bild von Watari, der Lawliet in seinen schützenden Armen hielt.
Es ist so ungerecht...ich liebe dich doch. Reicht meine Liebe nicht aus, um dich zu mir zurückzuholen? Ist es denn wirklich so aussichtslos? Ist der Tod wirklich das Ende?
Die Kälte hat mein Herz schon längst umschlossen. Ich spüre meine Sinne nicht mehr und all die schönen Farben in meinem Leben weichen einem düsteren Grau. Ich will weitergehen...doch ich kann nicht. Ich bleibe stehen und sehe, dass du mich verlassen hast.


Mitten im Gehen war sie stehen geblieben, sie hatte es nicht bemerkt. Die Passanten um sie herum gafften sie mit neugierigen Blicken an,
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