Big AL
Kleiner großer Fisch
Jetzt hätte man meinen können, dass Angela wohl die bekannteste Detektivin der Welt sein müsste und in Aufträgen und Geld ertrank. Die Wahrheit sah aber ganz anders aus. Es war schon ewig her, dass Angela mal einen richtigen Auftrag gehabt hatte. Das lag vor allem daran, dass viele Leute entweder gleich zur Polizei gingen, oder eben Angelas männliche Kollegen vorzogen. Selbst die Polizei hatte sich immer sehr bemüht Fälle alleine erfolgreich abzuschließen. Irgendwann gab man selbst die „dead Cases“ nicht mehr an sie. „Um das Gesicht zu wahren „ hatte man gesagt. Ihr Bekanntheitsgrad nutzte da gar nichts. Und so hatte sie mit hängenden Schultern und sehr schlechter Laune ihren Vater gebeten ihr die Stelle im britischen Museum auf unbestimmte Zeit zu verschaffen.
Seit über einem Jahr verdiente sie nun ihr Geld schon in der Bibliothek und ihr Detektivleben erschien ihr wie ein fernen Traum. Dann aber wendete sich das Blatt. Vor etwa 1 ½ Monaten bekam sie von einem kleineren Londoner Auktionshaus einen Anruf. Kurz vor einer überaus umfangreichen Versteigerung hatten Diebe das Lager bis auf einige wenige Dinge komplett ausgeräumt. Zwar war auch die Polizei eingeschaltet worden, doch die kam praktisch nicht voran. So kam das Auktionshaus auf die Idee Angela hinzuzurufen. Natürlich setzte sich die junge Detektivin sofort mit den ermittelnden Polizisten in Verbindung, doch viele Ergebnisse gab es noch nicht.
Die Liste der gestohlenen Gegenstände umfasste zahlreiche , teils antike Dinge wie alte Gemälde, aber auch Schmuck und Porzellan. Die Diebe waren äußert professionell vorgegangen, denn es gab weder um noch im Gebäude Spuren und selbst die aufgebrochenen Türen wiesen keine erheblichen Schäden auf.
Angela kam dies alles sehr bekannt vor und ein Blick in die Archive des Yard genügte, um zu erkennen, dass diese Diebe einer ganzen Bande angehörten, welche schon seit Jahren Landesweit immer wieder Einbrüche nach dem selben Schema beging. Aktionshäuser, Antikquare, aber auch kleinere Museen und Privathäuser im ganzen Land und vielleicht auch in ganz Europa waren um ihre wertvollen Artefakte erleichtert worden. Nie gab es verwertbare Spuren und bislang war auch nicht eines der gestohlenen Gegenstände wieder aufgetaucht. Angela und auch viele Leute im Yard waren der Überzeugung, dass die Sachen nun in den Händen irgendwelcher reichen Schnösel waren. Ja... Kunstschmuggel, das musste es sein, es war so offensichtlich. Und ebenso offensichtlich waren diese Leute auch in andren Ländern aktiv.
Angela verschaffte sich Einsicht in die Akten ähnlicher Fälle aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Deutschland und der Schweiz und verbrachte nun ihre Nächte damit die Hinweise und Gemeinsamkeiten zu finde. Es dauerte nun schon Woche und Angela war am Ende ihrer Kräfte.
Dann endlich fand sie einen entscheidenden Hinweis. Immer wieder tauchte in den Fällen aus England, vermehrt aber auch in denen aus Frankreich und Belgien ein Landhaus in der Nähe zur deutschen Grenze auf. Sicher hatte man es an die hundertmal durchsucht, die Eigentümer befragt, allerdings ohne Ergebnisse. Doch Angela spürte, dass es irgendwie wichtig war. So reiste sie selbst dorthin und nahm das Haus unter die Lupe....genau genommen brach sie ein. Stundenlang hatte sie sich leise von Zimmer zu Zimmer geschlichen und im Dunkeln Schubladen und Schränke durchsucht. Im Kaminzimmer war sie dann über ein Bärenfell gestolpert und als sie sich an einem Kerzenhalter am Kamin festhalten wollte , schob dieser sich nach unten und öffnete einen Geheimweg. „Wie abgedroschen“ hatte Angela gedacht.
Der Weg führte in ein unterirdisches Labyrinth verschiedener Gänge und Räumen mit den verschiedensten Gegenständen unter denen sie auch ein paar der Kunstwaren aus dem Auktionshaus. Das war genug Beweis. Sie machte Fotos und ging damit schnurstracks zu der Polizei.
Sie brauchte den Belgiern den Fall nicht lange zu erklären und zwei Tage später schlug man zu.
Was sie fanden übertraf alles, was Angela erwartet hatte. Man konnte ein paar Mitglieder der Bande festnehmen, bei weitem nicht alle, das stand fest.
Das Lager , was sie unter dem Landhaus eingerichtet hatten war riesig und äußerst gut sortiert. Es gab sogar Listen darüber, was sich in welchem Raum befand, welchen geschätzten Wert es hatte und teilweise sogar aus welchem Bruch sie stammten.
Das machte es deutlich einfacher die Besitzer der vielen Sachen aufzutreiben.
Natürlich gab es ausführliche Berichte über den Fall und die Presse versucht Angela zum Helden zu machen. Allerdings lag ihr nicht viel daran Interviews zu geben. Sie hasste es im Mittelpunkt zu stehen, nur weil sie ihrer Arbeit nachgegangen war. Der Weg mit dem sie der Aufmerksamkeit der Presse entgehen wollte war dann leider nicht ganz so erfolgreich , wie sie gehofft hatte.
Unter den gefundenen Waren war auch großer Teil aus dem Erbe einer ehemals sehr reichen Familie in Belgien. Sie waren adelig gewesen und hatte durchaus berühmte Mitglieder. Angela entschloss sich das Verschollene Erben dem einzigen Nachkommen, einem Captain A. Haddock selbst zu überbringen.
Auf dem alten Familiensitz bei Brüssel, Schloss Mühlenhof wurde sie dann begeistert empfangen.
Captain Haddock war ein recht lebhafter Kerl , der es nicht unterließ sie laut und in farbigen Metaphern als „Retterin seines Erbes“ darzustellen. Wenn Angela aber das Haus und all die antiken Dinge die dort ausgestellt waren betrachtete, war das was sie angebracht hatte doch nur ein vernichtend geringer Teil des Reichtums der alten Seefahrerfamilie.
Doch Haddock ließ nicht locker und schon bald bereute Angela ihre Entscheidung der Zeitung zu entfliehen indem sie den Besitz dieses Mannes selbst zurückzubringen.